Persönliche Berichte

Pakistan: Asia Bibi zum Tode verurteilt

Christin soll wegen Blasphemie gehängt werden

 

"Als der Richter mein Todesurteil fällte, brach ich weinend und schreiend zusammen", sagte die pakistanische Christin Asia Noreen, auch Asia Bibi genannt. Sie hatte keine Chance, sich zu verteidigen. "In der gesamten Zeit, die ich im Gefängnis verbringen musste, bin ich nicht ein einziges Mal zu einer Aussage vor Gericht aufgefordert worden. Nicht von den Anwälten, nicht vom Richter. Jetzt habe ich die Hoffnung verloren, dass man mir Gerechtigkeit widerfahren lässt."

Pakistan: Asia Noreen Foto: CLAASDie Geschichte von Asia Noreen ging um die Welt. Am 8. November wurde die Mutter von fünf Kindern nach den berüchtigten Blasphemiegesetzen zum Tod durch Erhängen verurteilt. Sie soll den islamischen Propheten Mohammed beleidigt haben. Asia Noreen beteuert ihre Unschuld. Sie ist fassungslos über das Urteil. Ihr Mann Ashiq Masih versuchte sie zu trösten: "Alles wird gut, du musst bloß standhaft bleiben in deinem Glauben. Wir alle stehen dir zur Seite. Jeder betet für dich." Sie hat den Glauben an Jesus nicht verloren, sagte die Christin. "Er wird mich erretten und ich werde nach Hause zurückkehren. Bittet jeden, für mich zu beten." (Foto CLAAS: Asia Noreen mit zwei Kindern)

Wir bitten Sie, für Asia Noreen und ihre Familie zu beten.

Gebetsanliegen:

  • Beten Sie, dass die Vorwürfe gegen Asia Noreen fallengelassen werden und die Todesstrafe nicht vollstreckt wird. Möge Gott sie und ihre Familie stärken und ermutigen.
  • Beten Sie auch für ihre Familie. Ihre Kinder vermissen ihre Mutter sehr und sind in Sorge, ob sie sie jemals wiedersehen.
  • Beten Sie für ihre Anwälte, die viel Weisheit brauchen.
  • Beten Sie um Schutz für die Christen in Pakistan. Der Präsident ist seitens radikaler Muslime vor öffentlichen Protesten gewarnt worden, sollte er Asia Bibi begnadigen.
  • Beten Sie auch für Noreens Ankläger.

Verhängnisvoller Streit

Pakistan: Asia Noreen und Salman Taseer während eines GefängnisbesuchesVor anderthalb Jahren wurde die 45-Jährige aus dem Dorf Ittanwali in der Provinz Punjab im Osten Pakistans verhaftet. Asia Noreen spricht von einer "geplanten Verschwörung" gegen sie. Man wolle ihr eine Lektion erteilen. Schon oft hatten Dorfbewohner versucht, sie zum Islam zu bekehren. Doch jedes Mal blieb sie standhaft. Sie und ihr 51-jähriger Mann Ashiq Masih sind mit zwei anderen Familien die einzigen Christen in der Ortschaft. 1.500 Familien leben in Ittanwali. "Die Anschuldigungen gegen mich sind eine Lüge", beginnt sie die Ereignisse im vorigen Jahr zu schildern. "Am 14. Juni 2009, als ich mit etwa 30 Frauen draußen war, um Falsas (eine Beerenart) zu pflücken, bedrängten mich diese erneut, zum Islam zu konvertieren. Auch diesmal sagte ich, dass ich keinen Grund sähe, warum ich meine Religion verlassen sollte. Dann befragten sie mich über Jesus Christus und ich sagte ihnen, sie sollten den Mullah des Ortes fragen und nicht mich mit ihren Fragen belästigen." Unterdessen bat eine der Frauen sie um Wasser, erzählt sie weiter. Als Asia Noreen mit dem Wasser kam, hieß es, die Frau solle nichts trinken, was von einer "dreckigen Frau" gebracht wurde. "Ich fragte sie, ob Christen keine Menschen seien? Weshalb diese Diskriminierung? Das verärgerte die Frauen und sie beschimpfen mich. Bald waren wir in einen hitzigen Streit verwickelt." (Foto: CLAAS/Asias Ehemann Ashiq Masih und zwei ihrer Töchter)

Bedrängt, beschimpft, verprügelt

Die Frauen vom Feld hatten dem Qari* Muhammad Saalim von dem Vorfall berichtet. Fünf Tage später bedrängte ein Mob, angeführt vom Saalim, die Christin, zuzugeben, den Islam beleidigt zu haben. "Ich habe gesehen, wie sie über meine Mutter herfielen, sie ohrfeigten und zusammenschlugen", erzählte ihre 15-jährige Tochter Sidra traurig. "Sie wurde hart gegen eine Wand gestoßen und ihre Kleider zerrissen. Sie beschimpften sie. Ich versuchte, dazwischen zu gehen, um sie zu befreien. Ich hörte, wie sie zu meiner Mutter sagten: 'Gib zu, dass du abfällig über den Propheten Mohammed geredet hast und wir lassen dich in Ruhe.' Doch warum sollte meine Mutter so etwas je tun?" Sidra erzählte, dass muslimische Dorfbewohner ihre Familie terrorisiert haben. Ein Mann habe auch ihre Schwester Eesha geschlagen.

Ungewisses Schicksal

"Man sagt, ich hätte mein Verbrechen gestanden. Doch ich habe lediglich gesagt, dass mir jedes Wort während des Streites Leid tut, mit dem ich ihre Gefühle verletzt haben könnte", beteuert Asia Noreen. Die herbeigerufene Polizei nahm sie zunächst in Schutzhaft. Doch dann wurde ein Verfahren wegen Blasphemie gegen sie eingeleitet. Die Anwälte der Christin haben am 12. November beim Obersten Gerichtshof in Nankana gegen das Todesurteil Berufung eingelegt. Derzeit sind unterschiedliche Informationen über ihr Schicksal in Umlauf. Der pakistanische Präsident Zardari kann die Christin begnadigen und somit den Vollzug der Strafe abwenden. International hat die erste Verhängung der Todesstrafe gegen eine Frau große Proteste ausgelöst.

*Jemand, der sich darauf versteht, den Koran nach den Regeln der richtigen Rezitation vorzutragen.

 

QuelleCompass Direct