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Pakistan: Freispruch für Christen in Blasphemiefall

Schwarze Magie und schmutzige Hände: Ehepaar soll Koran geschändet haben

 

(Open Doors) - Freispruch! Ruggiya Bibi und ihr Mann Munir Masih können aufatmen. Die pakistanischen Christen aus Kasur müssen nun nicht lebenslang hinter Gitter wegen angeblicher "Schändung des Koran". Immer wieder hatte das Ehepaar seine Unschuld beteuert und hinter der Anklage eine Verleumdungskampagne von Nachbarn gesehen.

Hinter dem Paar liegt ein langer, aufreibender Prozesses, der vor mehr als drei Jahren seinen Anfang nahm. Nun kam auch das Oberste Gericht von Lahore zu dem Schluss, dass die Vorwürfe unhaltbar sind. Die Staatsanwaltschaft konnte nicht beweisen, dass Ruggiya Bibi den Koran für Beschwörungspraktiken benutzt hat. Angebliche Augenzeugen waren nach eigener Aussage zum fraglichen Zeitpunkt gar nicht vor Ort gewesen. Den betreffenden Koran fand die Polizei bei Sicherstellung sorgfältig in ein Stück Stoff gewickelt in einem Schrank verwahrt – was nicht auf schändliche Behandlung schließen ließ. Der Fall hätte aber auch anders ausgehen können. Denn in Pakistan zählen Aussagen von Christen oder von ihnen erbrachte Beweise nur halb so viel wie die von Muslimen.

Groteske Anschuldigung

Pakistan: Strassenszene Lahore/Open DoorsRückblick: Am 3. März 2010 wurden Ruggiya Bibi und ihren Mann Munir Masih nach Abschnitt 295-B des pakistanischen Strafrechts (Entweihung des Korans) zu lebenslanger Haft (25 Jahre) verurteilt. Verhaftet wurde die beiden im Dezember 2008, weil sie einen Koran ohne die im Islam vorgeschriebene rituelle Waschung - also mit schmutzigen Händen - berührt haben sollen. Doch eigentlich hatte alles mit einem Streit zwischen muslimischen und christlichen Kindern begonnen. Der eskalierte später in einen Konflikt zwischen den Eltern. Im Gerichtsverfahren sagten Zeugen aus, das Paar missbrauche den Koran für schwarze Magie. Zudem soll es das islamische Glaubensbekenntnis an die Wände ihres Hauses geschrieben haben. Nach einem Freispruch in erster Instanz vom Vorwurf der Islambeleidigung im Jahr 2010 ging das Paar auch gegen die lebenslange Haftstrafe wegen "Schändung des Koran" in Berufung. Der 32-jährige Masih - ihm wurde eine Mitschuld als "stiller Zuschauer" bei den Beschwörungen angelastet - wurde zwar bereits Ende 2010 auf Kaution wieder aus der Haft entlassen, doch seine Frau kam erst vor drei Tagen wieder frei. (Symbolfoto: Straßenszene Lahore/Open Doors)

Bitte beten Sie auch weiterhin für das Ehepaar in Pakistan.

  • Danken Sie, dass dem Ehepaar Gerechtigkeit widerfahren ist.
  • Beten Sie, dass Ruggiya die lange Zeit im Gefängnis gut verarbeiten kann. Beten Sie um Bewahrung, dass die Familie nach dem Freispruch nun nicht zur Zielscheibe von Islamisten wird. Das Ehepaar hat vier Töchter und zwei Söhne.
  • Beten Sie für die Richter in Pakistan, dass sie ungeachtet der religiösen Herkunft der Angeklagten Recht sprechen. Beten Sie um Schutz vor Anschlägen für den Fall, dass sie Christen freisprechen.

 

QuelleCompass Direct