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Pakistan: Werden die Blasphemiegesetze geändert?

Christen zwischen Zweifel und Hoffnung angesichts einer Entscheidung des obersten Gerichts

 

(Open Doors, Kelkheim) – Das höchste Gericht Pakistans nähert sich vorsichtig einer Änderung der berüchtigten Blasphemiegesetze. Allerdings gab es bisher noch keine bedeutsamen Veränderungen. Einige Christen sind optimistisch, andere eher skeptisch angesichts der jüngsten Entwicklungen.

Falsche Anschuldigungen genauso schlimm wie Blasphemie

Das oberste pakistanische Gericht hat kürzlich in einem Urteil gewarnt, dass falsche Anschuldigungen im Islam genauso strafbar seien wie Blasphemie. Würde diese Perspektive weiter verfolgt werden, könnten zukünftig auch die Urheber falscher Anklagen zur Rechenschaft gezogen werden. Oftmals entstehen Blasphemieklagen aus persönlichen Streitigkeiten heraus. Für Christen, die starker gesellschaftlicher Diskriminierung ausgesetzt sind und auch in den Medien häufig verleumdet werden, stellt das Blasphemiegesetz eine ständige Bedrohung dar. Bislang jedoch hat die pakistanische Regierung alle Aufforderungen zur Abschaffung dieser Gesetze ignoriert. Auf die Beleidigung des Propheten Mohammed steht die Todesstrafe; das prominenteste Beispiel dafür ist Asia Bibi, deren Verurteilung für internationale Proteste sorgte. Die Verunglimpfung des Korans wird mit lebenslanger Haft bestraft. Sobald ein solcher Vorwurf gegen Christen erhoben wird, ziehen nicht selten gewalttätige Mobs gegen die christliche Bevölkerung los.

Gemischte Gefühle unter den Christen

Einige Christen sind hoffnungsvoll gestimmt angesichts der Tatsache, dass zum ersten Mal von offizieller Stelle eine Änderung des Gesetzes zumindest in Betracht gezogen wurde. "Das ist eine große Neuigkeit für uns Christen", sagt Pastor Rahat* aus Bahawalnagar. Einer seiner Amtskollegen befürchtet eher negative Konsequenzen: "Dieses Gesetz wird sich niemals ändern. Stattdessen wird es wieder ein Blutbad geben und die Christen werden teuer dafür bezahlen, so wie es immer war. Der Mob ist einfach zu stark." Eine Änderung ist sehr fraglich – viele Politiker stehen in Verbindung mit militanten islamistischen Gruppierungen. Andere fürchten aus guten Gründen den Teil der muslimischen Bevölkerung, der an den Blasphemiegesetzen festhalten will. So wurde beispielsweise der Gouverneur von Punjab, Salman Taseer, der sich für eine Reform der Blasphemiegesetze und eine Freilassung von Asia Bibi eingesetzt hatte, 2011 in Islamabad ermordet.

Hilferuf an die internationale Gemeinschaft

Die Christen befürchten, dass die Forderungen vonseiten der westlichen Regierungen zur Abschaffung des Blasphemiegesetzes nach und nach verstummen werden. "Wir wissen, dass wir nicht die erste Priorität haben. Durch die aktuelle Krise, die Europa aufgrund der Flüchtlingsströme aus dem Nahen Osten erlebt, rutscht das pakistanische Blasphemiegesetz auf der Liste der zu lösenden Probleme nach hinten. Doch als verfolgte Gruppe werden wir weiterhin die internationale Gemeinschaft dazu aufrufen, sich gegen das Gesetz auszusprechen", erklärt Pastor Rahat. Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors belegt Pakistan aktuell Rang 8 unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens am härtesten verfolgt werden. Von den 188,1 Millionen Einwohnern sind rund 5,3 Millionen Christen.

* Name aus Sicherheitsgründen geändert

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Bitte beten Sie für die Christen in Pakistan!

  • Bitte beten Sie, dass das Blasphemiegesetz in Pakistan aufgehoben wird.
  • Beten Sie für die pakistanischen Christen, dass Jesus sie bewahrt und sie ihren Glauben mutig bekennen können.
  • Bitte beten Sie auch weiterhin für Asia Bibi, die noch immer im Gefängnis ist und deren Fall noch einmal neu verhandelt werden soll.
  • Bitten Sie Jesus um Mut und Weisheit für die Vertreter der pakistanischen Gerichtsbarkeit und die politischen Entscheidungsträger des Landes, dass sie die Christen vor den willkürlichen Angriffen besser schützen können.