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Vietnam: Pastor während Haft gestorben

Christen werden immer wieder zum Ziel von Schikanen und Gewalt

(Open Doors, Kelkheim) – Am 5. Januar ist Pastor Phuc* in einem Gefängnis aus unbekanntem Grund gestorben. Er wurde 2018 verhaftet und verbüßte eine 16-jährige Haftstrafe, weil er sich angeblich einer antikommunistischen politischen Gruppe angeschlossen hatte. Im Gefängnis wurde er gefoltert und unter Druck gesetzt, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zuzugeben, doch Phuc weigerte sich. Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.

Pastor Phucs Witwe und ihre beiden Söhne
Pastor Phucs Witwe und ihre beiden Söhne

„Immer wieder bedroht und gefoltert“

Phuc gehört zu einer der ethnischen Minderheiten Vietnams und lebte in der Küstenregion. Nach seiner Verhaftung wurde er „Aktivitäten gegen die Sozialistische Republik Vietnam“ für schuldig befunden und zu 16 Jahren Haft verurteilt. In der Anklageschrift hieß es, er habe sich der „Provisorischen Nationalen Regierung Vietnams“ in den USA angeschlossen und sei zum „Interimsvorsitzenden des Interreligiösen Rates in Vietnam“ ernannt worden. Die Provisorische Nationale Regierung ist eine politische Gruppe, die von einigen außerhalb Vietnams lebenden Vietnamesen gegründet wurde, die die kommunistische Partei im Land ablehnen.

Am Morgen des 5. Januar erhielt Phucs Frau einen Anruf und wurde aufgefordert, ihren Mann zu besuchen, da er sehr krank war. Sie wurde an einen bestimmten Ort beordert und dort nach einer Stunde Wartezeit informiert, dass ihr Mann seiner Krankheit erlegen sei. Pastor Phucs Bruder Van* widerspricht dem: „Mein Bruder ist nicht an seiner Krankheit gestorben; er könnte absichtlich verletzt worden sein. Sie haben ihn immer wieder bedroht, gefoltert und versucht ihn zu zwingen, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zuzugeben, aber er weigerte sich standhaft, dies zu tun.“

Kein Zugang zum Leichnam

Er fügte hinzu, dass der Familie nicht erlaubt worden sei, den Leichnam seines Bruders zu sehen. Die örtlichen Behörden teilten der Familie zudem mit, dass nach vietnamesischem Recht die sterblichen Überreste einer Person, die während der Verbüßung einer Haftstrafe gestorben ist, erst nach drei Jahren freigegeben werden. „Sie haben seinen Leichnam sofort abgedeckt, so dass wir nicht sehen oder wissen können, was wirklich mit ihm und seinem Körper geschehen ist. Es schien, als wollten sie etwas verbergen. Wir wissen auch nichts von einem Gesetz, das uns verbietet, die Leiche nach Hause zu bringen“, so Van weiter.

„Es waren viele Polizisten vor Ort, die das Haus meines Bruders und meine Wohnung kontrollierten. Vielleicht befürchteten sie, dass unsere Familie wegen der Vorfälle gewalttätig reagieren wird. Das werden wir nicht tun. Wir wollen nur wissen, was wirklich mit ihm passiert ist", sagte Van.

Einer der lokalen Partner von Open Doors, Athan*, steht in Kontakt mit der Familie und bestätigte, wie erschüttert sie von der Nachricht sind: „Pastor Phucs Frau und seine Kinder haben schwere Jahre hinter sich, und jetzt ist auch noch ihre Hoffnung auf die Rückkehr ihres Ehemannes und Vaters zerbrochen.“ Open Doors hat Pastor Phucs Familie während seiner Haftzeit finanziell unterstützt. Lokale Partner prüfen derzeit die Bereitstellung zusätzlicher Hilfen für die aktuellen Herausforderungen der Familie.

Christen als Feindbild der kommunistischen Regierung

Wie in den meisten kommunistischen Ländern gelten Christen in Vietnam als unpatriotisch und regierungskritisch und werden streng überwacht, zensiert und diskriminiert. Die Kommunistische Partei Vietnams schikaniert Angehörige der christlichen Minderheit und verlangt, dass alle religiösen Einrichtungen vom Regierungsausschuss für religiöse Angelegenheiten überwacht werden. Die Regierung beschäftigt sogar lokale Kriminelle und ermutigt sie stillschweigend dazu, Christen anzugreifen und Kirchen zu enteignen. Bei gewaltsamen Übergriffen gegen Christen kommt es fast nie zu einer Anklage gegen die Täter. Viele lokale Behörden bestärken zudem die örtliche Bevölkerung, christliche Gruppen benachteiligen. In den Medien werden Christen so dargestellt, als versuchten sie, die koloniale Ideologie wieder einzuführen; und es werden ihnen aufrührerische und regierungsfeindliche Aktivitäten vorgeworfen.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2023 belegt Vietnam den 25. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Quelle: Open Doors

*Name geändert

Bitte beten Sie für Pastor Phucs Familie und die Christen in Vietnam!

  • Beten Sie um Trost und neue Stärke für Pastor Phucs Frau und seine Familie.
  • Beten Sie für alle Christen, die unter Schikanen und Verfolgung leiden: dass Gott sie mit allem Nötigen versorgt und sie unerschütterlich auf seine Fürsorge vertrauen können.
  • Beten Sie um Schutz für die Christen und die Gemeinden vor behördlicher Willkür und gewaltsamen Übergriffen.
  • Beten Sie, dass die Christen das Böse mit Gutem überwinden können und ihr Umfeld mit Gottes Liebe erreichen.

Vielen Dank für Ihr Gebet

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