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Witwe monatelang unschuldig in Haft

Immer wieder kommt es vor, dass unschuldige Christen der Lästerung des Islam beschuldigt werden. So erging es auch Etetu aus dem ostafrikanischen Äthiopien. Sie braucht unser Gebet. Die Witwe musste für vier Monate ins Gefängnis. Sie lebt in Hamaressa in der mehrheitlich von Muslimen bewohnten Region Harari. Fundamentalistische Muslime werfen ihr vor, den Islam beleidigt zu haben. Der Vorwurf konnte nicht bewiesen werden; selbst für ihre muslimischen Nachbarn und Kunden kam er überraschend.

Vorwurf: Koran entweiht
Etetu kommt aus einfachen Verhältnissen. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich mit dem Verkauf von Snacks in ihrem kleinen Kiosk. Sie gehört zu einer protestantischen Gemeinde und ist in der Nachbarschaft und ihrer Gemeinde bekannt für ihre Freundlichkeit und Gastfreundschaft. Im Oktober vorigen Jahres verhaftete sie die Polizei, nachdem ein Muslim behauptet hatte, Etetu habe Seiten aus dem Koran herausgerissen und Waren aus ihrem Kiosk darin eingewickelt. Die Polizei behauptete, Etetu zu ihrem eigenen Schutz in Haft genommen zu haben. Erfolglos setzten sich Kirchenleiter für ihre Freilassung ein. Erst nach vier Monaten kam sie nach Zahlung eines Bußgeldes von umgerechnet 50 Euro frei. Zwar sind seitdem viele Monate vergangen, doch Etetu bittet weiterhin um Gebet. Sie muss hart arbeiten, um die Umsatzrückstände wieder aufzuholen.

Gescheiterter Angriff
Kirchenleiter sehen hinter der willkürlichen Verhaftung den Versuch, verärgerte örtliche Muslime zu beruhigen. Gegenüber Open Doors berichteten sie, dass es vor der Verhaftung zu Spannungen zwischen Mitgliedern der äthiopisch-orthodoxen Kirche (EOC) und Muslime gekommen war. Harar, die Hauptstadt der Region Harari, gilt für äthiopische Muslime als die viertheiligste islamische Stadt nach Mekka, Medina und Jerusalem. Die örtlichen Muslime sind für ihren missionarischen Eifer bekannt. Im vergangenen Jahr verteilten sie an Kirchenmitglieder Videos mit islamischen Botschaften. Die EOC lud daraufhin ihre Mitglieder zu einer Schulung über den Islam in die Kirche ein. Darüber verärgerte Muslime wollten die Kirche in Hamaressa angreifen. Die Bundespolizei griff unverzüglich ein und verhaftete einige der Angreifer. Später demonstrierten Muslime in Hamaressa gegen die EOC. Noch bevor es zu einem geplanten Angriff auf Kirche kommen konnte, griff die Polizei ein. Daher vermuten lokale Kirchenleiter, dass die Extremisten "frustriert" über den gescheiterten Angriff seien und deshalb Etetu der Blasphemie beschuldigten.

Von den 83 Millionen Einwohnern sind 53 Millionen Christen. 34 Prozent der Bevölkerung sind Muslime. Besonders in mehrheitlich von Muslimen bewohnten Gebieten kommt es zu Anfeindungen gegenüber Christen.