Persönliche Berichte

China: Zahlreiche Pastoren und Leiter verhaftet

Behörden weiten Vorgehen gegen nicht registrierte Kirchen aus

(Open Doors, Kelkheim) – Am vergangenen Sonntag, dem 12. Oktober, stürmten Beamten in der nordchinesischen Stadt Taiyuan den Sonntagsgottesdienst der Reformierten Kirche Xuncheng und nahmen 11 Gottesdienstbesucher fest. Kurz zuvor waren zwischen dem 9. und 11. Oktober bereits annähernd 30 Pastoren eines Gemeindenetzwerkes in verschiedenen Regionen Chinas verhaftet worden. Die Christen bitten um unser Gebet.

Einige Jugendliche sitzen zusammen und lesen
Symbolbild: Gottesdienst in einer kleinen Hauskirche

Auch Hotelbetreiber festgenommen

Aus Taiyuan berichten Augenzeugen, dass etwa 30 Beamte in Zivil und mehr als 10 uniformierte Polizisten kurz vor Ende der Predigt von Pastor An Yankui plötzlich die Kirche betraten und den Pastor unter Gewaltanwendung mitnahmen. Alle Anwesenden wurden aufgefordert, ihre Mobiltelefone abzugeben und persönliche Daten zu übermitteln. Neben dem Pastor wurden drei hauptamtliche Kirchenmitarbeiter zum örtlichen Büro für öffentliche Sicherheit gebracht. Ebenfalls verhaftet wurden elf Gottesdienstbesucher, die heftig gegen die Razzia protestiert hatten, darunter zwei Mütter mit ihren beiden Kindern. Später an diesem Tag wurde eine der Mütter mit ihrem Kind nach Hause geschickt, während die andere in Gewahrsam blieb und deren Ehemann einbestellt wurde, um ihr weinendes Kind abzuholen. Auch der Betreiber des Hotels, in dem der Gottesdienst stattfand, wurde festgenommen und am folgenden Tag wieder freigelassen.

Am Nachmittag des 13. Oktober wurde ein weiteres Mitglied freigelassen, während die übrigen 11 Personen 15 Tage Verwaltungshaft verbüßen müssen und voraussichtlich am 28. Oktober freigelassen werden. Die Kirche ist bekannt für ihr Festhalten an der reformierten Theologie und ihre Weigerung, sich der staatlich sanktionierten Patriotischen Drei-Selbst-Kirche anzuschließen.

Anklage wegen „illegaler Nutzung von Internetinformationen“

Die Verhaftungswelle zwischen dem 9. und dem 11. Oktober richtete sich gegen die Zionskirche, eines der einflussreichsten kirchlichen Untergrundnetzwerke Chinas. Unter den Verhafteten ist auch der Gründer der Kirche, Pastor Jin Mingri.

Die Familien mehrerer Inhaftierter wurden am 13. Oktober offiziell über die Verhaftungen informiert. In den Bescheiden wird mitgeteilt, dass Pastor Jin Mingri, Pastor Gao Yingjia, Pastor Yin Huibin, Schwester Yang Lijun und Pastor Wang Cong formell wegen „illegaler Nutzung von Internetinformationen“ angeklagt wurden. Die Anklagen stehen möglicherweise im Zusammenhang mit dem kürzlich in Kraft getretenen „Online-Verhaltenskodex für Mitarbeiter religiöser Einrichtungen“, der vom Nationalen Büro für Religiöse Angelegenheiten im September 2025 veröffentlicht wurde.

Die 2007 in Peking gegründete Zionskirche ist eines der größten Hauskirchennetzwerke Chinas und in über 40 Städten vertreten. Die Kirche ist bekannt für ihr aktives Engagement in den Bereichen Publizistik, Bildung, Familien- und Gemeindearbeit sowie Gemeindegründung und hat in den letzten Jahren auch eine bedeutende Online-Arbeit entwickelt.

„Wir wissen, dass die Nacht nicht ewig ist“

In den letzten Monaten sind die Hauskirchen in China, die nicht registriert sind und als illegal gelten, zunehmend unter Druck geraten. Zahlreiche Versammlungen in verschiedenen Regionen des Landes wurden zum Ziel von Razzien; Pastoren und Kirchenmitarbeiter wurden verhört, inhaftiert oder verurteilt. Der jüngste Vorfall in der Zionskirche hat innerhalb der Hauskirchenbewegung zahlreiche Reaktionen ausgelöst, bei denen andere Christen und Leiter sich öffentlich solidarisch erklärten und zum Gebet für die Zionskirche aufriefen.

So schrieb beispielsweise der Wirtschaftswissenschaftler und Christ Dr. Zhao Xiao in einem am 12. Oktober online veröffentlichten Brief: „In unseren Herzen herrschen Angst, Wut, Tränen und Verwirrung.“ Und weiter: „Diese dunkle Nacht fühlt sich besonders lang an ... Aber wir wissen auch, dass die Nacht nicht ewig ist. Wie die Heilige Schrift sagt: ‚Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe ...‘ (Römer 13,12).“

Bitte beten Sie für die Christen in China:

  • Beten Sie, dass Jesus den Inhaftierten und ihren Familien Kraft und inneren Frieden schenkt, mit der Situation gut umzugehen.
  • Beten Sie für alle Mitglieder der betroffenen Gemeinden und Netzwerke, dass sie in dieser schwierigen Zeit getröstet und im Glauben gestärkt werden.
  • Beten Sie um Weisheit und Mut für die Pastoren und Leiter: dass sie Gottes Beistand und die klare Führung des Heiligen Geistes erfahren, um ihrer Berufung weiter nachzugehen.
  • Beten Sie für die beteiligten Beamten, dass Gottes Geist auch unter ihnen wirkt und sie die Kraft des Evangeliums in ihrem eigenen Leben erfahren.

Vielen Dank für Ihr Gebet

Unser Gebet macht einen Unterschied – wie viel es unseren verfolgten Geschwistern bedeutet, lesen Sie hier

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