Nachrichten

Nord-Nigeria: Christen fliehen aus Maiduguri

Anschläge durch Boko Haram-Gruppe befürchtet

(Open Doors) - Aus Angst vor Anschlägen der islamistischen Gruppe Boko Haram fliehen Christen in Scharen aus ihrer Heimatstadt Maiduguri im Nordosten von Nigeria. Viele Häuser und ganze Wohngegenden von Christen sind verwaist und Kirchen geschlossen, berichten Mitarbeiter von Open Doors aus der Region. Die nigerianische Regierung erwartet für Ende Juli mehrere Attentate durch die militante extremistische Gruppe Boko Haram (zu Deutsch "moderne Erziehung ist Sünde"). Durchgeführt werden sollen diese von mehr als 100 im Sudan und Somalia ausgebildeten Kämpfern. Open Doors ruft Christen in aller Welt dazu auf, für die nigerianischen Glaubensgeschwister zu beten. In dem westafrikanischen Land selbst begegnen viele Kirchen und Gebetsgruppen der äußerst angespannten und bedrohlichen Lage mit mehrwöchigen Gebetsfasten.

Geplant seien Anschläge im nordöstlichen Bundesstaat Borno mit der Hauptstadt Maiduguri sowie in den nördlichen Staaten Katsina, Kaduna, Yobe sowie in Suleja (Niger). Dort wurden am 10. Juli bei einem Sprengstoffanschlag in einer Kirche drei Christen getötet. Am 30. Juli jährt sich der Tod des Gründers und damaligen Anführer von Boko Haram, Scheich Mohammed Yusuf. Yusuf war vor zwei Jahren kurz nach seiner Festnahme durch Sicherheitskräfte aus ungeklärten Gründen gestorben. Seitdem hatte die Gruppe im Land immer wieder Bombenanschläge auf Polizeistationen, Wahlbüros, Biergärten, Schulen und Kirchen verübt.

Stadt im Ausnahmezustand

NigeriakarteDie Sicherheitslage in Maiduguri, dem Hauptquartier von Boko Haram, ist äußerst angespannt. Die 1,2 Millionen Einwohnerstadt war der Wohnort vom Gründer Yusuf. Allein in den vergangenen Wochen sind nach Medienberichten dort 40 Menschen getötet worden, darunter auch Christen: Anfang Juni wurden ein Pastor und ein Kirchenmitarbeiter erschossen. Ein Anschlag am 26. Juni auf eine Kirche konnte vereitelt werden. Bei zwei Bombenschlägen auf eine katholische Kirche starben zehn Menschen. Vier Gottesdienstbesucher starben am 16. Juni bei einem Anschlag auf eine Gemeinde in Damboa, etwa 87 Kilometer von Maiduguri entfernt. Da Sprengstoffanschläge häufig von Motorrädern aus verübt werden, ist das Fahren von Zweirädern in der Stadt seit Anfang Juli verboten.

Kaum noch Christen in Maiduguri

Mehr als die Hälfte der Bewohner von Maiduguri soll die Gegend verlassen haben, sowohl einheimische als auch aus anderen Bundesstaaten zugewanderte. Ob sie zurückkehren werden, ist ungewiss. Viele Häuser von Christen seien verwaist, berichtet ein Open Doors-Mitarbeiter, ganze Gebiete, wo einst Christen lebten, erschienen wie "Geisterstädte". Früher gut besuchte Märkte seien wie "paralysiert" und Schulen geschlossen. Gemeinden haben erheblich weniger Gottesdienstbesucher. Im Stadtviertel Bulunkutu sank die Zahl von 2.250 auf 759 und im Gomari-Viertel von 500 auf 240 Besucher. Vor einigen Tagen platzierten Militante an einem Kreisverkehr im Stadtteil Bulunkutu eine Bombe. Der Sprengsatz ging hoch, als ein Auto mit Sicherheitskräften vorbei fuhr. Mehrere Männer wurden getötet. Führende Kirchenleiter wie Ayo Oritsejafor, Präsident des Dachverbandes der evangelischen Kirchen in Nigeria (CAN) beklagten gegenüber dem Informationsdienst Compass Direct, dass Boko Haram trotz Militärpräsenz ihre Angriffe fortführe. Art und Weise einiger Anschläge ließen vermuten, dass Sicherheitskräfte möglicherweise von Islamisten unterwandert worden seien.

Kampf gegen Ungläubige

Erklärtes Ziel der Gruppe ist es, ganz Nigeria zu einem islamischen Gottesstaat zu machen und die Scharia in allen Bundesstaaten durchsetzen. Bislang gilt das islamische Recht in den zwölf nördlichen der 36 Bundesstaaten. Der bevölkerungsreichste Staat Afrikas mit 154 Millionen Einwohnern ist religiös geteilt: Im Süden leben überwiegend Christen, im Norden Muslime. Boko Haram richtet sich gegen jede westliche Bildung und nicht-islamischen Einfluss. Im Visier stehen alle "Ungläubigen", insbesondere Christen. Anhänger halten ihre Mitgliedschaft in der Boko Haram häufig geheim, so dass beispielsweise Eltern oftmals nicht wissen, dass ihr Sohn zur Gruppe gehört. Seit vorigem Juni soll die Gruppe mit dem Terrornetzwerk Al Kaida im Maghreb (AQIM) verbündet sein. Der nigerianischen Regierung mit ihrem christlichen Präsidenten Goodluck Jonathan hatte sie den Dschihad, den Heiligen Krieg, erklärt.

Gebetsanliegen:

  • Beten Sie in den nächsten Tagen verstärkt für die Christen in Maiduguri, die zurückgeblieben sind, aber auch für jene auf der Flucht. Viele von ihnen sind in ländliche Gebiete gegangen. Möge Gott sie schützen.
  • Beten Sie um Schutz vor Anschlägen auch in den anderen Gebieten.
  • Beten Sie für die Christen in Jos, der Hauptstadt des zentral gelegenen Bundesstaates Plateau. Gottesdienstbesucher sind angehalten, keine Taschen mit in die Kirche zu bringen. Auf Märkten gilt eine erhöhte Sicherheitsstufe. Auf einem Markt der Stadt ließ ein junger Mann eine Tasche stehen. Eine Frau alarmierte andere Händler. Tatsächlich fand man in der Tasche eine große Bombe.
  • Beten Sie für den Präsidenten und für Weisheit bei seinen Entscheidungen.
  • Beten Sie für die Sicherheitskräfte, die mögliche Attentäter ausfindig machen müssen. Andererseits haben Zivilisten auch Angst vor dem Eingreifen der Soldaten, und davor, dass sie zwischen die Fronten geraten.