Gottes verborgenes Wirken

Berichte über die andere Seite der Christenverfolgung

Samiha

„Doch Gott hatte einen anderen Plan“

Samiha und Qalini aus Ägypten

 

In jüngster Vergangenheit wurde die Gemeinde Jesu in Ägypten durch eine Reihe von Gewalttaten erschüttert. Mehr als 100 Menschen starben bei Anschlägen auf Kirchen und christliche Gruppen seit Ende des Jahres 2016. Dass Samiha aus Kairo nicht auch zu ihnen gehört, ist ein Wunder. Als sich in ihrer unmittelbaren Nähe ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengte, hatte sie nach menschlichem Ermessen keine Überlebenschance. „Sie hatten mich bereits auf die Liste der Todesopfer des Angriffs gesetzt“, berichtet sie. „Die Ärzte dachten, es sei zwecklos, mich zu behandeln; so kamen sie nur ab und zu vorbei, um nachzuschauen, ob ich schon tot war. Aber ich blieb am Leben.“
 

Smiha
Bild: Samiha

Am Morgen des 11. Dezember 2016 stand Samiha früh auf, um zum Sonntagsgottesdienst zu gehen. Zusammen mit ihrem Ehemann Qalini machte sie sich auf den Weg zur St.-Peter-und-Paul-Kirche. Dort angekommen trennten sie sich; wie üblich setzte sich Qalini zu den anderen Männern und Samiha nahm ihren Platz unter den Frauen ein. Sie war so auf den Gottesdienst konzentriert, dass sie den Mann nicht bemerkte, der hinter ihr stand. Sie betete um Gottes Segen und seine Barmherzigkeit für Ägypten. Während sich die Gemeinde darauf vorbereitete, das Abendmahl zu empfangen, zündete der Attentäter die Bombe.
 

An dieser Stelle zündete der Attentäter die Bombe
Bild: An dieser Stelle zündete der Attentäter die Bombe

Tod und Zerstörung

Innerhalb einer Sekunde verwandelte sich die friedliche Atmosphäre in Chaos. Menschen schrien, Rauch und Dunkelheit erfüllten das Gebäude. Verzweifelt suchte Qalini nach seiner geliebten Frau, mit der er seit 35 Jahren verheiratet war, und rief immer wieder ihren Namen. Doch er konnte sie nicht finden. Erst Stunden später erfuhr er, dass man sie ins Krankenhaus gebracht hatte. Sie war so schwer verletzt, dass die Ärzte ihm sagten, sie würde nicht überleben.

Jesu tröstende Gegenwart

Samiha erinnert sich, wie sie das erste Mal nach der Explosion im Krankenhaus wieder zu sich kam. Sie musste sich übergeben. Dann erschienen vor ihren Augen an der Decke des Raumes Bilder von Jesus – für Samiha ein Zeichen, dass er die ganze Zeit bei ihr war. Bald darauf wurde sie erneut bewusstlos. Als sie zum zweiten Mal aufwachte, war es spät am Abend. Sie hatte Atemprobleme und litt unter starken Schmerzen. Mit der Hand befühlte sie ihr Gesicht und spürte, dass es von einem Verband bedeckt war. Der Arzt fragte sie, ob ihr Name Samiha sei, was sie bejahte; auch den Namen ihres Ehemannes bestätigte sie. Die Verletzungen in ihrem Gesicht waren so schlimm, dass man sie zunächst nicht einmal hatte identifizieren können.

Keine Angst

Durch den Anschlag wurde eine Hälfte von Samihas Gesicht zerstört; auf der rechten Seite kann sie weder hören, sehen noch riechen. Sie kann nicht durch die Nase atmen und hat Schwierigkeiten beim Schlucken. Zudem hat sie einige Zähne verloren. Dennoch scheut sie sich nicht davor, auf die Straße zu gehen, wenn auch nur in Begleitung ihres Ehemannes, da sie schlecht sieht und ihr manchmal schwindelig wird. Nach wie vor besucht sie jede Woche den Gottesdienst in der Kirche – und sitzt in derselben Bankreihe, in der sie immer saß. Sie hat keine Angst. Sie vertraut auf Jesus.

„Ich wäre bereit gewesen, für Jesus zu sterben – aber die Tatsache, dass er mich durch ein Wunder am Leben gelassen hat, zeigt mir, dass er möchte, dass ich lebe.“

Davon ist auch ihr Ehemann Qalini überzeugt: „Die Ärzte mögen Samiha aufgegeben haben, doch Gott hatte einen anderen Plan!“, sagt er voller Dankbarkeit, als Mitarbeiter von Open Doors das Ehepaar besuchen. Er sitzt neben seiner Frau und strahlt.

„Ich vergebe ihnen“

Mehr als 25 Christen wurden bei dem Anschlag in der St.-Peter-und-Paul- Kirche getötet, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Doch Samiha berichtet, dass jetzt sogar mehr Menschen zur Kirche gehen als zuvor. Einmal wurde sie von einem Fernsehsender interviewt und gefragt, ob sie sich an denen rächen wollte, die ihr all das angetan haben. Sie antwortete: „Nein, das will ich nicht tun. Ich bete, dass Gott diesen Menschen vergibt. Und ich vergebe ihnen.“

 

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Video zum Bericht

Im Dezember 2017 besuchte Mia Friesen von der Outbreakband zusammen mit einem Team von Open Doors für die Jugend-Gebetsbewegung Shockwave Samiha und andere von Verfolgung betroffene Christen in Ägypten:
 

Video: Shockwave 2018 – Ägypten (Film)

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