Persönliche Berichte

Ägypten: Blutiger Anschlag auf Christen in Alexandria

Christen verspüren Ohnmacht angesichts lückenhafter Strafverfolgung

(Open Doors, Kelkheim) – Wenn die Familie von Ramses Boules Hermina heute Abend und morgen mit allen koptischen Christen Weihnachten feiert, wird er zum ersten Mal fehlen. Am 10. Dezember wurde der Besitzer eines Haushaltswarenladens im nordägyptischen Alexandria von islamischen Extremisten getötet. Der Vorfall verdeutlicht die Gefahr, der Christen in dem Land am Nil wegen ihres Glaubens ausgesetzt sind. Dazu tragen auch Polizeibeamte und lokale Behörden durch ihren nachlässigen Umgang mit den Tätern bei.

BU: Ramses Boules Hermina vor seinem Laden in dem er getötet wurde
Ramses Boules Hermina vor seinem Laden, in dem er getötet wurde

Angreifer laut Polizei „psychisch krank“

Kurz vor dem tödlichen Anschlag zwang der Angreifer das Auto des örtlichen Priesters Pater Boules Boushra zum Anhalten. Wie ein Augenzeuge berichtet, drohte der Mann mit Blick auf die Christen, „sie alle zu töten“. Dem Priester gelang es, in seinem Auto zu entkommen. Anschließend suchte der Mann zusammen mit seinen beiden Brüdern das Geschäft des Christen Ramses Boules Hermina auf. Bewaffnet mit Messern, Schwertern und Knüppeln griffen sie ihn an, töteten ihn auf der Stelle und demolierten anschließend die Inneneinrichtung seines Ladens. Danach überfielen sie zwei weitere von Christen betriebene Geschäfte und verletzten zwei weitere Männer so schwer, das sie in kritischem Zustand in ein Krankenhaus eingeliefert werden mussten.

Als die Polizei am Tatort eintraf, erklärte sie, dass die drei Brüder an einer psychischen Krankheit litten und leugnete jede religiöse Motivation für den Angriff – eine Feststellung, die von der örtlichen christlichen Gemeinde bestritten wurde. Pater Antonius Farag, ein örtlicher Priester einer koptischen Kirche, sagte: „Wir rufen die Behörden auf, diesen Vorfall nicht unbemerkt zu lassen und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Die Sicherheit dieses Landes kann nicht ohne die Durchsetzung rechtsstaatlicher Normen gewährleistet werden, besonders bei religiös motivierten Übergriffen.“

Immer wieder Anschläge – Behörden oft passiv

Immer wieder kommt es zu Angriffen auf Christen ohne erkennbaren Anlass – außer dem, dass sie Christen sind. In den vergangenen Monaten wurde eine Christin auf offener Straße von einem Islamisten niedergestochen und überlebte schwer verletzt. Der Angreifer fühlte sich so sicher, dass er nicht einmal vom Tatort floh.

Das Ausbleiben einer ernsthaften Strafverfolgung und die mangelnde Bereitschaft der lokalen Behörden, Christen zu schützen, machen sie zu einem leichten Ziel für alle Arten von Angriffen. In aller Regel besteht für Christen keine Aussicht auf Erfolg, wenn sie versuchen ihr Recht einzufordern. In Alexandria sind die Erinnerungen der koptischen christlichen Gemeinde an vergangene Anschläge noch frisch. Im Mai 2018 griff ein Mob eine koptische Kirche und andere christliche Besitztümer im Dorf Abou El-Shuqaf bei Alexandria an. Sieben Kopten wurden bei dem Angriff schwer verletzt. Ein Jahr zuvor, am Palmsonntag 2017, zündete ein Selbstmordattentäter seinen Sprengsatz in der Nähe der Sankt-Markus-Kathedrale in Alexandria und riss dabei 18 Gottesdienstbesucher in den Tod.

Bitte beten Sie für die Christen in Ägypten:

  • Beten Sie für die Verletzten und ihre Angehörigen, besonders für die Familie von Ramses Boules Hermina: um Heilung, inneren Frieden und Gottes Trost.
  • Beten Sie, dass die christliche Gemeinschaft in Alexandria angesichts der vielfältigen Anfeindungen und Bedrohungen im Glauben gestärkt wird.
  • Beten Sie für die zahlreichen Extremisten im Land, dass Gott unter ihnen wirkt und vielen die Augen für Christus, den Retter, öffnet.
  • Beten Sie um Gottes Schutz für die bevorstehenden Weihnachtsgottesdienste und alle Vorbereitungen.

Vielen Dank für Ihr Gebet

Unser Gebet macht einen Unterschied – wie viel es unseren verfolgten Geschwistern bedeutet, lesen Sie hier

Meldung als PDF