Persönliche Berichte

Eritrea: 27-Jährige in Militärgefängnis gestorben

Verhaftungswelle zu Jahresbeginn

 

(Open Doors) – Seble Hagos Mebrahtu hat das Gefängnis nicht überlebt. Die 27-jährige Christin aus Eritrea verstarb am 1. Januar in Militärhaft im Ausbildungszentrum in Sawa an den Folgen einer unbehandelten Malaria. Wie das Hilfswerk für verfolgte Christen Open Doors erfuhr, soll die junge Frau vor ihrem Tod auch misshandelt worden sein. Wie lange Mebrahtu eingesperrt war, ist unklar. Sie soll verhaftet worden sein, nachdem man sie beim Bibel lesen in ihrem Zimmer entdeckt hatte. Über ihre Angehörigen ist nichts bekannt ebenso wenig, zu welcher Kirchengemeinde sie gehörte. Mit ihrem Tod erhöht sich die Zahl der in eritreischen Gefängnissen gestorbenen Christen auf 16, seitdem der Staat im Jahr 2002 viele christliche Gruppen verboten hat und kriminalisierte.

Verhaftungswelle zu Jahresbeginn

Das ostafrikanische Eritrea belegt auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors Platz 12 in der Liste der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Die Regierung hält an ihrem harschen Kurs gegen Gläubige fest, die sich nicht in staatlich genehmigten Kirchen registrieren lassen wollen. Über 100 Christen nahmen Sicherheitskräfte in den vergangenen Tagen fest.

So wurden am 31. Dezember 41 Mitglieder der "Philadelphia-Kirche" in der Hauptstadt Asmara festgenommen und auf die Polizeistation Nummer 1 gebracht. Die Christen hatten sich zu einem gemeinsamen Festessen zum Jahreswechsel versammelt. Bis auf wenige Mitglieder, die sich zum Zeitpunkt der Verhaftung außerhalb der Stadt aufhielten, ist die gesamte Gemeinschaft nun in Haft.

Am 1. Januar nahmen Sicherheitskräfte 27 Christen in Kushate, einem Vorort von Asmara, fest. Die Mitglieder verschiedener Untergrundgemeinden hatten sich im Haus eines Christen zum Gebet versammelt. Sie werden auf der Polizeistation Nummer 5 festgehalten. 35 Christen wurden am 9. Januar in der Stadt Nakfa verhaftet, darunter 15 Frauen und zwei ältere Männer, deren Gesundheitszustand schlecht ist. Auch sie waren gerade in einem Privathaus zum Gottesdienst versammelt.

Priester der Anglikanischen Kirche ausgewiesen

Auch gegen die Anglikanische Kirche geht die Regierung weiterhin vor. Der indische Priester Ambrose Udaychand von der Gemeinschaft in Asmara wurde Mitte Dezember 2010 angewiesen, das Land innerhalb von 72 Stunden zu verlassen. Priester Ambrose war der einzige verbliebene ausländische Geistliche, nachdem die Regierung im Jahr 2007 alle anderen ausgewiesen hatte. Bereits im Jahr 2005 musste Priester Nelson Fernandez, ebenfalls indischer Staatsbürger, das Land verlassen. Die Anglikanische Kirche in Eritrea ist seitdem gezwungen, ihre Aktivitäten unter dem Dach der Evangelisch-Lutherischen Kirche (ELC) auszuüben.

Hintergrund:
Nach jüngsten Angaben von Kirchenleitern vor Ort sind in Eritrea rund 1.500 Christen aufgrund ihres Glaubens landesweit in Polizeistationen, Militärlagern oder Frachtcontainern unter teils unmenschlichen Bedingungen eingesperrt. Viele sitzen seit Monaten oder Jahren ohne offizielle Anklage oder Gerichtsverfahren in Haft. Im Mai 2002 erklärte Präsident Issayas Afewerki alle Kirchen für illegal – darunter über 30 unabhängige Gemeinden. Nur die Eritreisch-Orthodoxe und die Katholische Kirche sowie die Evangelisch-Lutherische Kirche und der Islam als Religionen sind anerkannt. Seitdem veranlasst die Regierung Kirchenschließungen, verbietet Privatversammlungen und geht rigoros gegen alle Gläubigen vor, die sich nicht einer der anerkannten Religionen anschließen.

Gebetsanliegen:

  • Beten Sie für die Familie und Freunde der verstorbenen Seble Hagos Mebrahtu.
  • Beten Sie für die jüngst verhafteten Glaubensgeschwister. Möge Gott sie in dieser Zeit besonders stärken und ihnen beistehen.
  • Beten Sie auch für ihre Familien, die im Ungewissen sind, ob sie ihre Angehörigen wiedersehen werden.
  • Beten Sie für die Regierung in Eritrea.