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Indien: Elf Jahre unschuldig in Haft – jetzt frei auf Kaution

Gerichte verschleppten Berufungsanträge über viele Jahre

(Open Doors, Kelkheim) – Fünf Christen sind nach elf Jahren im Gefängnis wieder auf freiem Fuß. Das indische Bundesgericht ließ sie am 26. November auf Kaution frei, nachdem 2013 insgesamt sieben Christen wegen des Mordes an einem Hindu-Führer zu lebenslanger Haft verurteilt wurden, obwohl bis heute keinerlei Beweise gegen sie vorliegen. Alle bestehen auf ihrer Unschuld. Die anderen beiden Männer waren bereits im Mai bzw. Juli entlassen worden.

Symbolbild
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Ehemaliger Bundesrichter vermutet absichtliche Verzögerung

Hintergrund: Die Ermordung von Hindu-Führer Laxmanananda Saraswati im damaligen Orissa (heute: Odisha) am 23. August 2008 hatte eine Welle der Gewalt gegen Christen ausgelöst, in deren Verlauf ca. 100 von ihnen ermordet und 300 Kirchen sowie 6.000 Privathäuser beschädigt oder zerstört worden waren. Obwohl sich Anhänger einer maoistischen Splittergruppe zu dem Mord bekannt hatten, legte das Gericht den anscheinend willkürlich ausgewählten Christen die Tat zur Last. Hindu-Extremisten wie auch die Polizei hatten lange die Theorie von einer christlichen Verschwörung gegen Saraswati aufrechterhalten.

Das Staatsgericht von Odisha hatte Berufungsanträge der Männer mehrere Jahre lang nicht bearbeitet. Der Antrag eines der Männer, Gornath Chalanseth, wurde schließlich zweimal abgelehnt, woraufhin er sich an das indische Bundesgericht wandte. Dieses gab seinem Antrag am 21. Mai statt mit der Begründung, das zuständige Gericht habe den Antrag länger als zwei Jahre aufgeschoben. Mit der gleichen Begründung wurden jetzt auch die übrigen Männer auf Kaution freigelassen.

Mehrere indische Rechtsexperten hatten die Verzögerungen bei der Anhörung der Berufung der Männer kritisiert. Der ehemalige Richter am indischen Bundesgericht, Cyriac Joseph, sagte bereits im Mai 2018: „Diese (Verspätung) ist ein Versagen des Justizsystems. In Gerichtsverfahren kann sich eine Berufungsanhörung aus vielen Gründen verzögern. Aber in diesem Fall liegen keine (verfahrenstechnischen) Gründe für die Vertagung vor. Es scheint absichtlich hinausgezögert zu werden, vielleicht, damit es einem geeigneten Richter vorgelegt wird.“

Im Gefängnis durch Gebet Frieden gefunden

Der bereits im Mai entlassene Christ, Gornath Chalanseth, drückte seine Freude über seine Entlassung im Mai mit lauten Gebeten und Jubelrufen aus. Im Blick auf seine Haftzeit sagt er: „Allmählich fand ich Trost im Gebet. Das Gebet gab meiner Seele Frieden, diese Gewohnheit habe ich im Gefängnis immer aufrechterhalten.“ Sein positives Verhalten fiel auch der Gefängnisleitung auf, die ihn als Aufseher über 40 Häftlinge einsetzte.

Obwohl die Lage der Christen in den verschiedenen Bundesstaaten Indiens variiert, beobachtet Open Doors seit mehreren Jahren eine kontinuierliche Verschlechterung ihrer Situation. Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors steht Indien aktuell an 10. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Quellen: The Wire, Open Doors, World Watch Monitor

Bitte beten Sie für die Christen in Indien:

  • Danken Sie für den Beschluss des indischen Bundesgerichts und beten Sie für einen Freispruch der sieben Männer.
  • Beten Sie für die Christen in Odisha, die weiterhin unter großem Druck durch ihr Umfeld stehen: dass sie im Glauben standhaft bleiben, sich nicht einschüchtern lassen und mit Freude Jesus nachfolgen.
  • Beten Sie für die Verfolger der Christen auf allen Ebenen der Gesellschaft: dass Jesus sie von ihrem Hass auf Nicht-Hindus befreit und sie ihre Herzen für das Evangelium öffnen.

 

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