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Iran: Christen von staatlichen Medien als „Spione“ diffamiert

UN-Experten monieren gestiegenen Druck auf Minderheiten im Land

(Open Doors, Kelkheim) – Bereits am 16. August haben staatliche iranische Medien ein Video veröffentlicht, in dem zuvor verhaftete Christen als Spione diffamiert werden. Der Bericht zeigte Bilder von christlichen Versammlungen im Ausland, beschlagnahmten Bibeln und Überwachungsvideos, die das Schmuggeln christlicher Literatur zeigen sollen. All diese Aktivitäten werden als staatsfeindliche Machenschaften präsentiert, verbunden mit der Unterstützung des Erzfeindes Israel.

Eine Frau mit einer Kopfbedeckung sitzt in einer Kirche
Symbolbild: Eine Christin betet in einer Kirche in Isfahan

„Ein eindeutiges Beispiel für Hassrede“

Mindestens 54 Christen wurden in den letzten Monaten unter dem Vorwurf verhaftet, „die nationale Sicherheit gefährdet“ zu haben. Der Bericht vom 16. August suggerierte Verbindungen zwischen evangelischen Christen und ausländischen Geheimdiensten. Mansour Borji, Direktor der Menschenrechtsorganisation Article18, kommentierte: „Hier wird eindeutig suggeriert, dass alle protestantischen Christen mit dem Mossad zusammenarbeiten.“ Er nannte den Bericht „ein sehr eindeutiges Beispiel für Hassrede – nicht nur gegen die über 50 Verhafteten, sondern gegen die gesamte evangelische christliche Gemeinschaft, die die Mehrheit der Christen im Land ausmacht“. Die UN definiert Hassrede in ihrem Aktionsplan zu diesem Thema als „jede Art von Kommunikation […], die eine Person oder eine Gruppe aufgrund ihrer […] Religion, Volkszugehörigkeit, Nationalität, Ethnie, Hautfarbe, Abstammung, ihres Geschlechts oder anderer Identitätsfaktoren, angreift oder ihnen gegenüber eine abwertende oder diskriminierende Sprache verwendet“.

Tatsächlich fügt sich das Narrativ des Berichts in ein breiteres Muster ein, in dem gewöhnliche christliche Ausdrucksformen wie Gebet, Gottesdienst, Taufe und der Besitz von Bibeln von iranischen Behörden als kriminelle Aktivitäten behandelt werden. Borji gab zu bedenken: „Der Bericht geht jedoch nicht auf die Frage ein, warum christliche Aktivitäten in einem Land, das behauptet, die Religionsfreiheit zu wahren, verdeckt und versteckt stattfinden müssen. Warum wird persischsprachigen Christen kein Ort für ihre Gottesdienste zur Verfügung gestellt, so dass sie nicht gezwungen wären, ihre religiösen Versammlungen außerhalb des Irans abzuhalten?“

Christen und andere Minderheiten als potenzielle Sündenböcke

Am 1. September veröffentlichte ein UN-Expertengremium einen Bericht zur Lage der Menschenrechte und Religionsfreiheit im Iran. Vor dem Hintergrund des 12-tägigen Krieges mit Israel weisen die Autoren auf die jüngsten Verhaftungen von Angehörigen religiöser und anderer Minderheiten hin, die „in dieser Zeit des erhöhten politischen Drucks verstärkt Gefahr laufen, zu Sündenböcken gemacht zu werden“. Sie konstatieren auch einen „starken Anstieg gemeldeter Hassreden ... in denen ganze Minderheitengemeinschaften als Verräter beschuldigt […] werden“.

Der Bericht stellt zudem fest, dass der Oberste Richter des Irans „Berichten zufolge die Staatsanwälte angewiesen hat, Schnellverfahren gegen diejenigen einzuleiten, die der Kollaboration mit Israel beschuldigt werden“ – eine „Position, [die] sich in den offiziellen staatlichen Medien widerspiegelt ... die am 24. Juni 2025 behaupteten, dass Gerichtsverfahren ‚in Kriegszeiten nicht notwendig‘ seien“.

Die UN-Experten zitieren auch Berichte, wonach Gefangene aus dem Evin-Gefängnis in überfüllte und unhygienische Einrichtungen verlegt wurden, während „das Schicksal und der Verbleib einiger Gefangener ... unbekannt blieben“.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2025 steht der Iran an 9. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Quellen: Article18, Open Doors 

Bitte beten Sie für die Christen im Iran:

  • Für die Inhaftierten um immer neue Kraft und Schutz vor Krankheiten und Misshandlungen.
  • Um Stärkung im Glauben für sie und ihre Familien
  • Für die zahlreichen Gemeinden im Untergrund, dass Jesus sie vor Entdeckung und dem Zugriff der Behörden bewahrt und ihre Treffen mit seiner Gegenwart erfüllt
  • Für die Machthaber: dass Jesus ihre Herzen berührt und sie segnet, so dass sie ihn erkennen.

Vielen Dank für Ihr Gebet

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