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Nordkorea: Das Lächeln von Kim Jong Uns Schwester

Was der Besuch von Kim Yo Jong bei den Olympischen Winterspielen in Südkorea für die Menschen in Nordkorea bedeutet

(Open Doors, Kelkheim) – Am 09. Februar 2018 traf Kim Yo Jong in Südkorea ein, um die nordkoreanische Delegation bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang politisch zu begleiten, und traf dabei auch Südkoreas Präsidenten Moon Jae In. Es war der erste Besuch eines Mitglieds der Kim-Familie in Südkorea seit dem Koreakrieg Anfang der 1950er-Jahre. Über Kims Besuch schreibt John Choi*, der aus Nordkorea stammt. Der 28-Jährige ist aus Nordkorea geflohen und lebt in Großbritannien.

Sie kam mit dem Privatjet ihres Bruders in Pyeongchang an. Kim Yo Jong ist die Schwester von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und eine enge Vertraute des Diktators. Bei ihren öffentlichen Auftritten in Südkorea konnte die ganze Welt ihr gewinnendes Lächeln sehen. Aber was steckt dahinter?

Viele Medien waren sich schnell einig, dass der Besuch Kim Yo Jongs ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung war. Ich wäre sehr froh, wenn das stimmt. Meine Leute haben ein Ende von Hunger und Unterdrückung so dringend nötig. Aber ich bin mir nicht sicher, ob die Annäherung bei den Olympischen Winterspielen uns dieser neuen Ära wirklich nähergebracht haben.
 

Kim Yo-jong (links) bei einem Treffen mit dem Südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in (mitte) und Kim Yong-nam (rechts)
Bild: Kim Yo-jong (links) bei einem Treffen mit dem Südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in (mitte) und Kim Yong-nam (rechts) (Quelle: https://www1.president.go.kr/articles/2314)

Zwischen Propaganda und Realität

Ich habe den Großteil meines Lebens in Nordkorea verbracht. Die Olympischen Winterspiele werden im Land für eine massive Propagandakampagne genutzt werden. Am 12. Februar veröffentlichte die offizielle Zeitung der Arbeiterpartei Nordkoreas eine Bildserie vom „erfolgreichen Besuch Nordkoreas bei den Olympischen Winterspielen“. Ein Artikel beschrieb ausführlich, wie Südkoreas Präsident Moon dem nordkoreanischen Samjiyon-Orchester applaudierte. Es sollte die Botschaft vermittelt werden, wie fruchtbar die Gespräche von Kim Yo Jong mit Präsident Moon waren. Aber für die Menschen in Nordkorea sind das keine echten Neuigkeiten. Das Regime konnte nur deshalb 70 Jahre überdauern, weil es die verschiedensten Propagandainstrumente gegen sein eigenes Volk einsetzt.

Die Wahrheit ist: Viele junge Menschen in Nordkorea wissen, dass das Leben in einer Demokratie besser ist als unter einem Diktator. Die normalen Menschen interessieren die Olympischen Winterspiele nicht besonders. Sie interessieren sich mehr dafür, was sie am Abend essen werden und wie sie ihre Kinder versorgen sollen. Sie wissen, dass ihr Land vielleicht zusätzliche Unterstützung bekommen wird – und dass diese Unterstützung an die herrschende Klasse gehen wird.
Das sehen sie hinter dem Lächeln von Kim Yo Jong: Die herrschende Klasse, die sich nur um sich selbst kümmert.

Ein Lächeln bedeutet nicht Veränderung

Und was sollten wir hinter dem Lächeln von Kim Jong Uns Schwester sehen? Es repräsentiert ein Regime, das sich verzweifelt an seine Macht klammert. Es zeigt den unsteten und nervösen Charakter der Führung, die an einem Tag der Welt mit einem Atomkrieg droht und am nächsten Tag 22 Athleten und über 200 Cheerleader nach Südkorea schickt. Die Sanktionen des Westens treffen tatsächlich auch die Führung und die bessergestellten Menschen in Nordkorea. Vergangenen Monat musste Pjöngjang in vielen Wohnungen die Heizungen abdrehen. Der Reis wurde knapp. Vielleicht ist Kim Yo Jong das freundliche Gesicht Nordkoreas, das für eine Lockerung der UN-Sanktionen sorgen soll.

Aber auf die Situation der Menschenrechte in Nordkorea wird das keinen Einfluss haben. Hunderttausende Nordkoreaner leben weiterhin in Arbeitslagern und werden dort schlussendlich sterben. Open Doors schätzt, dass zwischen 50.000 und 70.000 Nordkoreaner in diesen Lagern sitzen, weil sie Christen sind. In meiner Heimat ist es ein politisches Verbrechen, Christ zu sein. Viele von ihnen überleben nicht.

Ich wünschte, das Regime würde erkennen, worum es beim christlichen Glauben geht. Christen helfen ihren Nächsten, wo sie nur können. Gott ist dort in ihren Herzen am Wirken, sodass sie die Liebe der Bibel trotz ihrer Umstände anderen Menschen zeigen können.
Die Liebe Jesu – das steckt hinter dem Lächeln eines Christen in Nordkorea.

Bitte beten Sie für die Menschen in Nordkorea und insbesondere auch für unsere Geschwister, die hart verfolgt werden. Schließen Sie sich der Gebetskampagne von Open Doors für Nordkorea an und finden Sie viele Informationen und Gebetsanliegen!

*Name geändert