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Sudan: Hoffnungsvolle Signale von der Regierung

Minister für religiöse Angelegenheiten stellt Christen neue Rechte in Aussicht

(Open Doors, Kelkheim) – Acht Monate nach dem Sturz des langjährigen Diktators Omar Al-Bashir gibt es im Sudan Anzeichen für eine deutliche Verbesserung der Lage der Christen im Land. Ein im November verkündeter Beschluss der neuen Regierung stellt ihnen spürbare Erleichterungen für die Ausübung ihres Glaubens in Aussicht. Von Open Doors dazu befragte Christen äußerten sich dankbar, wiesen jedoch gleichzeitig auf die Notwendigkeit weiterer Reformen hin.

Von Open Doors unterstützte christliche Schule in den Nubabergen
Von Open Doors unterstützte christliche Schule in den Nubabergen

Keine Schulprüfungen mehr am Weihnachtsfest

Das Regime von Omar Al-Bashir, der im vergangenen April abgesetzt wurde, beschlagnahmte wiederholt das Eigentum christlicher Glaubensgemeinschaften, zerstörte Kirchengebäude, verhaftete Pastoren und stellte sie vor Gericht. Der neue sudanesische Minister für religiöse Angelegenheiten hat zugesagt, dass den Christen gestohlenes Eigentum zurückgegeben wird und dass sie ihren Glauben künftig frei ausüben dürfen. Die Neuerungen betreffen unter anderem den Bildungsbereich. Termine von schulischen Prüfungen wurden von der alten Regierung häufig auf den 25. Dezember oder den 7. Januar gelegt, den Tag, an dem koptische Christen Weihnachten feiern. Nun hat der Premierminister angeordnet, dass an diesen Tagen keine Prüfungen mehr stattfinden dürfen. Ein Gesetz aus dem Jahr 2016, das christlichen Schulen untersagt, an Samstagen zu unterrichten, ist allerdings nach wie vor in Kraft. Es zwingt die Schulen, entweder sonntags zu öffnen oder nur vier Tage in der Woche zu unterrichten.

Erleichterungen sind auch für den Besuch von Gottesdiensten vorgesehen. In der Vergangenheit war es für viele Christen wegen ihrer beruflichen Verpflichtungen unmöglich, am Sonntag zur Kirche zu gehen. Der neue Erlass gestattet ihnen ausdrücklich, sonntags ihren Arbeitsplatz um 10 Uhr morgens zu verlassen. Gleichzeitig werden öffentliche Einrichtungen und Arbeitgeber dazu verpflichtet, religiösen Minderheiten die Ausübung ihres Glaubens und die Teilnahme an religiösen Versammlungen zu gestatten.

Christen zeigen sich dankbar und hoffen auf weitere Schritte

Sudanesische Christen begrüßen die Ankündigung mit vorsichtigem Optimismus. „Der Minister für religiöse Angelegenheiten hat versprochen, die gegen Christen gerichteten Erlässe des früheren Regimes zu ändern. Wir danken dem Herrn für seine Offenheit und Bereitschaft, mit uns zusammenzuarbeiten“, sagte ein lokaler Pastor, der aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden kann, zu Open Doors. Aus Sicht der Kirchenleiter bleibt jedoch noch viel zu tun. Man habe die Regierung gebeten, sie künftig nicht mehr als „Nicht-Muslime“ anzusprechen, sondern als „Christen“, sagte der Pastor und fügte hinzu: „Wir haben auch gebeten, Weihnachten, den Ostertag und Sonntage für die Christen zu Feiertagen zu erklären“. Da die Wochenenden im Sudan, wie in anderen islamischen Ländern, aus dem Freitag und Samstag bestehen, fühlten sich die Christen immer diskriminiert. Unter dem ehemaligen islamistischen Regime lag es in der Hand jedes Arbeitgebers, christlichen Arbeitern sonntags den Besuch des Gottesdienstes zu erlauben. Muslime haben gesetzlichen Anspruch auf Freistellung zum Gebet.

Weitere wichtige Schritte auf dem Weg zur Religionsfreiheit wären, Kirchen den Bau eigener Gebäude zu erlauben und neuen Gemeinden ihre Registrierung zu ermöglichen.

Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors steht der Sudan aktuell an 6. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Quellen: Sudan Tribune, Open Doors

Bitte beten Sie für die Christen im Sudan:

  • Danken Sie für die Bestrebungen der neuen Regierung und beten Sie, dass der begonnene Prozess umgesetzt und weitergeführt wird.
  • Beten Sie, dass auch die Arbeitgeber und das muslimische Umfeld die positiven Änderungen für die Christen mittragen.
  • Beten Sie für die Christen, dass sie die neuen Freiheiten weise und mutig nutzen und dadurch Gottes Liebe an viele Menschen weitergeben können.

 

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