Persönliche Berichte

Usbekistan: Behörden schikanieren Gemeinden

Gemeindeleiter klagen über große Schwierigkeiten bei der Registrierung

„Die Behörden versuchen, Hindernisse für uns zu schaffen, damit wir uns nicht registrieren lassen“ – so fasst ein Pastor die Spannung zusammen, in der viele christliche Gemeinden in Usbekistan derzeit stehen. Dabei erhielten Ende 2019 laut dem Nachrichtendienst Forum 18 immerhin „eine Handvoll Religionsgemeinschaften“ eine Registrierung. Viele Gemeinden klagen jedoch über die hohen behördlichen Hürden.

Die Alexej-Kathedrale in Samarkand: Orthodoxe Kirchen haben in Usbekistan kaum Probleme mit den Behörden
Die Alexej-Kathedrale in Samarkand: Orthodoxe Kirchen haben in Usbekistan kaum Probleme mit den Behörden

Persönliche Daten vollständig eingereicht

Bei manchen ist es das Grundbuchamt, andere werden von lokalen „Mahalla“-Komitees abgewiesen, wieder andere sehen sich mit Forderungen nach Bestechungsgeldern konfrontiert. Mitglieder von Religionsgemeinschaften, die aus Angst vor staatlichen Repressalien anonym bleiben wollten, gaben gegenüber Forum 18 an, dass viele Gemeinschaften eine staatliche Registrierung wünschen, aber „mit verschiedenen Ausreden daran gehindert werden“. Ein Beispiel dafür ist die Baptistengemeinde in der Stadt Gulistan. Das Grundbuchamt sah sich bei der Bearbeitung ihres Registrierungsantrages nicht in der Lage, der Kirche das erforderliche Zertifikat auszustellen. Zusätzlich verlangte der Vorsitzende des Mahalla-Ausschusses – einer in Usbekistan verbreiteten traditionellen Selbstverwaltungsinstitution – die vollständige Nennung aller persönlichen Daten der Gründungsmitglieder der Kirche; und selbst dann weigerte er sich, seine Zustimmung zu erteilen.

„Sie wissen alles über uns“

Einer evangelischen Kirche in Taschkent wird die Registrierung mit der Begründung verweigert, sie verfüge über keine gültige juristische Adresse. Dahinter steckt mitunter ein simples Problem, das ein Mitglied einer anderen nicht registrierten protestantischen Kirche im Norden des Landes so beschreibt: „Wir können es uns nicht leisten, ein Gebäude für eine juristische Adresse zu haben.“ Vor diesem Hintergrund habe seine Gemeinde von vornherein darauf verzichtet, einen Antrag zu stellen, denn der damit verbundene bürokratische Aufwand sei „reine Zeitverschwendung“. Sie wüssten von anderen nicht registrierten Religionsgemeinschaften in einer ähnlichen Situation.

Bisher scheinen die Behörden die nicht registrierten Treffen dieser Gemeinde jedoch zu dulden. „Im Moment mischen sich die Behörden nicht in die Gebetstreffen in unseren Privathäusern ein. Sie wissen, wo wir sind, und wissen alles über uns, aber aus irgendeinem Grund haben sie uns in Ruhe gelassen“, führte der Christ aus. Auch er bestand aus Angst vor staatlichen Strafmaßnahmen darauf, anonym zu bleiben.

Geldstrafen für christliche Ladenbesitzer

In Usbekistan stehen neben Christen islamischer Herkunft besonders Mitglieder von Freikirchen unter hohem Druck. Wenn ein Arbeitgeber herausfindet, dass sein Angestellter ein aktiver Christ ist, kann er diesem sofort kündigen. Vom usbekischen Geheimdienst NSS ist bekannt, dass er christliche Ladenbesitzer erpresst. Es gibt eine lange Liste von Anschuldigungen, die zu Geldstrafen gegen Christen führen – was auch häufig geschieht: zum Beispiel für illegale Versammlungen, für den Besitz christlicher Literatur oder dafür, dass sie christliche Lieder auf ihrem Handy gespeichert haben.

Bitte beten Sie für die Christen in Usbekistan!

  • Beten Sie um Weisheit für die Kirchen, ob sie eine Registrierung beantragen sollen oder nicht.
  • Beten Sie um Gunst bei den Behörden für Gemeinden, die ihre Registrierung erneuern wollen.
  • Beten Sie um echte Freiheit für die Christen in Usbekistan.
  • Beten Sie um innere Gelassenheit und Frieden für alle Opfer behördlicher Schikanen.

 

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