Malaysia: Entführung von Pastor Koh – Polizei laut Gerichtsurteil beteiligt

(Open Doors, Kelkheim) – Das Oberste Gericht von Kuala Lumpur hat am 5. November ein wegweisendes Urteil im Entführungsfall von Pastor Raymond Koh gefällt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass mindestens ein Polizeibeamter bei der professionell durchgeführten Entführung am 13. Februar 2017 beteiligt war. Sie ordneten an, dass die Untersuchung des Falls neu aufgenommen und Kohs Familie vom Staat finanziell entschädigt wird.

Susanna Koh: „Historischer und emotionaler Meilenstein“

Nach der Urteilsverkündung wandte sich Susanna Koh mit folgenden Worten an die Öffentlichkeit:

„Der heutige Tag ist ein historischer und emotionaler Meilenstein für die Familie Koh, unser Anwaltsteam, die Zivilgesellschaft und alle Malaysier, die uns bei unserem Streben nach Wahrheit und Gerechtigkeit unterstützt haben. Das Oberste Gericht hat mit seinem Urteil bestätigt, was wir schon lange geglaubt haben, nämlich dass Pastor Raymond Koh schwerem Unrecht zum Opfer gefallen ist. Nach fast neun Jahren ohne Ehemann und Vater, voller Angst und Unsicherheit, bringt das Urteil eine lang erwartete Entscheidung.

Wir danken Gott für die wohlmeinenden Bürger, die uns auf der Suche nach der Wahrheit zur Seite standen und uns rieten, Rechtsmittel einzusetzen, um die Freilassung von Pastor Raymond Koh zu erreichen. […] Wir waren uns der Risiken für unsere Familie und unsere Anwälte, die diesen Fall bearbeiten, genau bewusst. Aber wir vertrauen auf Gottes Schutz und die Gebete aller Menschen, die an unsere Sache glauben. […] Wir sind überglücklich und Gott dankbar, dass wir nach Vorlage aller verfügbaren Beweise ein ehrliches und faires Urteil erhalten haben.“

Das Gericht verpflichtete die malaysische Regierung dazu, der Familie ab dem Tag der Entführung des Pastors bis zu seiner Auffindung täglich umgerechnet 2.083 € zu zahlen. Der Betrag beläuft sich derzeit auf insgesamt 6,46 Millionen €. Hinzu kommen weitere 896.000 € für sonstige Schäden und Kosten. Der Richter ordnete außerdem an, dass die Polizei ihre Ermittlungen in dem Fall wieder aufnimmt und dem Generalstaatsanwalt alle zwei Monate einen Bericht über den Stand der Ermittlungen vorlegt.

Urteil beendet fünfjährigen Prozess

Pastor Kohs Entführung in einem Wohngebiet Westmalaysias war von einer Überwachungskamera gefilmt worden. Die Aufnahmen belegten eine professionelle Durchführung der Aktion, die weniger als zwei Minuten dauerte. Die malaysische Menschenrechtskommission („SUHAKAM“) kam am 3. April 2019 nach eingehender Untersuchung des Falls zu dem Ergebnis, dass Koh „mit hoher Wahrscheinlichkeit von staatlichen Agenten entführt“ worden sei.

Am 11. Februar 2020 hatte Susanna Koh die malaysische Regierung und mehrere hochrangige Polizeibeamte wegen ihrer Nachlässigkeit bei den Ermittlungen zur Suche nach Pastor Raymond verklagt. Darin beantragte sie mehrere gerichtliche Anordnungen, darunter eine Anordnung an die Polizei und die Regierung, den Aufenthaltsort von Koh zu ermitteln und offenzulegen.

Im mehrheitlich muslimischen Malaysia stehen vor allem Christen unter Druck, die vom Islam konvertiert sind. Die Religionsfreiheit in dem ehemals liberalen Land schwindet seit einigen Jahren, was unter anderem auf den wachsenden Einfluss des Islams einschließlich des islamischen Rechts (Scharia) zurückzuführen ist. Malaysia ist aktuell nicht auf dem Weltverfolgungsindex 2025 gelistet, zählt jedoch zum erweiterten Kreis der Länder mit einem ebenfalls hohen Maß an Christenverfolgung.

Quellen: Open Doors 

Bitte beten Sie für Raymond Kohs Familie und die Christen in Malaysia:

• Danken Sie Jesus für das Gerichtsurteil und seine ermutigende Signalwirkung – nicht nur für die Familie Koh, sondern für alle Christen in Malaysia.
• Beten Sie, dass die Anordnungen des Gerichts befolgt werden und die Hintergründe der Tat ans Licht kommen; besonders aber, dass der Aufenthalt von Raymond Koh ermittelt wird.

• Beten Sie um Schutz und Segen für Susanna Kohs Anwaltsteam, das sich mit großem Engagement für ihren Fall eingesetzt hat.