Lee* aus Nordkorea

Symbolbild
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Es waren nur wenige Worte, die der Nordkoreaner Lee* mit dem Händler wechselte. Eigentlich hörte er dem Mann eher zu, dessen Worte sich kaum um Ware und Preise drehten. Der Händler war ein Christ und erzählte Lee über die Hoffnung, die es selbst in diesen dunklen Tagen in Nordkorea noch gibt: Er sprach mit Lee über das Evangelium von Jesus Christus.

Doch die beiden wurden belauscht: von Spitzeln der Regierung, die wie Schatten sind und immer und überall darüber wachen, ob jemand auch nur einen Hauch von Kritik am nordkoreanischen Regime äußert oder über die Lebensumstände klagt. Ob der Händler noch lebt, wissen wir nicht. Häufig werden Christen sofort nach ihrer Entdeckung zum Tode verurteilt und hingerichtet. Doch von Lee ist bekannt, dass er die wenigen Augenblicke am Stand des Christen teuer bezahlte.

Arbeitslager für Abweichler

Lee gehörte einst zur wohlhabenderen Bürgerschicht in Nordkorea. Er hatte einen hochrangigen Posten inne. In seinem Interesse am christlichen Glauben sahen die Spitzel einen Vertrauensbruch gegenüber dem Regime. Der vermeintliche „Abweichler“ kam für mehrere Jahre in ein Arbeitslager. 18 Stunden harte Arbeit, Demütigungen und Folter sind dort an der Tagesordnung. Es gibt kaum etwas zu essen. Lee überlebte. Krank und ausgehungert wurde er wieder entlassen. Ihm gelang die Flucht nach China, wo er auf Christen traf. Was der Händler ihm unter Lebensgefahr vor Jahren anvertraut hatte, kam Lee wieder in den Sinn. Nach einer Zeit wurde er Christ. Doch noch heute reißen Lee Alpträume aus dem Schlaf. Über die Zeit im Arbeitslager sagte er: „Es war wie ein Leben in der Hölle.“

Zu Tode gequält

In China und Nordkorea gibt es Straf- und Arbeitslager, in denen die Insassen zutiefst menschenunwürdig behandelt werden. Soon Ok Lee kam 1994 nach sechs Jahren in einem nordkoreanischen Arbeitslager frei. „Beten Sie für Nordkorea!“, bittet sie in ihrem Buch, in dem sie über die Zeit im Arbeitslager berichtet. Christen würden in den Lagern am meisten gequält. „Einige wurden stark misshandelt, damit sie nie wieder zum Himmel aufblicken können. Andere wurden niedergemetzelt oder starben für ihre Mitgefangenen. Doch viele sangen, während sie verprügelt wurden. Ich sah nie einen Christen, der seinen Herrn verleugnete.“

*Name geändert

 

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