Persönliche Berichte

Algerien: Christen wegen „Missionierung“ vor Gericht

Muslimische Frau klagt gegen eigenen Ehemann

(Open Doors, Kelkheim) – „Anstiftung eines Muslims zum Wechsel seiner Religion“: So lautet einer der Anklagepunkte, wegen derer fünf Christen in Algerien am 6. November der Prozess gemacht wird. Sie stammen aus der Ortschaft Bechloul, die in der Region Kabylei im Nordosten Algeriens liegt, ca. 100 km südöstlich von der Hauptstadt Algier. Drei der Angeklagten gehören zur selben Familie, ein weiterer ist der Ehemann der Klägerin.

Mehrjährige Haftstrafen drohen

Nach der Abkehr des Ehemanns (50) vom Islam und seiner Hinwendung zum christlichen Glauben war es zwischen ihm und seiner Frau (40) zu massiven Spannungen gekommen. Eine christliche Familie versuchte daraufhin, in dem Konflikt zu vermitteln. Im vergangenen Juli erhob die Frau Anklage mit der Begründung, man habe sie „unter Druck setzen wollen, den christlichen Glauben anzunehmen“. Die Anstiftung eines Muslims zum Glaubenswechsel ist nach algerischem Recht eine Straftat. Hinzu kommt der Vorwurf, „religiöse Anbetung an einem nicht dafür vorgesehenen Ort“ durchgeführt zu haben – ein weiterer Verstoß gegen eine staatliche Verordnung aus dem Jahr 2006. Im Fall einer Verurteilung drohen den Angeklagten mehrjährige Haftstrafen und empfindliche Geldbußen.

Christliche Geschenkartikel – ein Fall für den Staatsanwalt

In einem weiteren Prozess wird der 29-jährige Christ Idir Hamdad wegen „illegalen Imports von christlichem Material“ angeklagt. Er hatte bei seiner Rückkehr von einer Auslandsreise ein paar Geschenkartikel mit christlichen Inschriften im Gepäck: Kruzifixe, Schlüsselanhänger und Schals. Nachdem diese entdeckt worden waren, musste er sich am Flughafen einem längeren Verhör durch die Polizei unterziehen. Der folgende Prozess endete zwar mit einem Freispruch, doch der Staatsanwalt möchte den Fall neu aufrollen.
 

Idir Hamdad (Quelle: World Watch Monitor)
Bild: Idir Hamdad (Quelle: World Watch Monitor)

Angesichts der wachsenden Restriktionen hat der UN-Menschenrechtsausschuss die algerische Regierung dazu aufgefordert, ihre Schikanen gegen Angehörige der christlichen Minderheit einzustellen. Dazu gehörten in den vergangenen Monaten die Schließung mehrerer Kirchen und anderer christlicher Einrichtungen (Open Doors berichtete). Doch die vielleicht schmerzhaftesten Erfahrungen machen Christen innerhalb der eigenen Familie, wenn engste Angehörige mit Ablehnung und Verfolgung auf den eigenen Glauben reagieren. Immer wieder zerbrechen daran Ehen und Familien.

Bitte beten Sie für die Christen in Algerien:

  • Beten Sie für die Prozesse gegen die Christen, dass Jesus den Ausgang der Verfahren lenkt und selbst für seine Kinder streitet.
  • Beten Sie für die Ehen und Familien von Christen mit muslimischen Ehepartnern.
  • Beten Sie besonders für die Kinder in solchen Familien, dass Jesus sie bewahrt und ihnen tiefe Geborgenheit schenkt.
  • Beten Sie für die algerischen Gemeinden, dass das Gemeindeleben in aller Freiheit weitergehen kann und die Christen Stärkung im Glauben erleben.

 

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