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Nordirak: Christen müssen erneut fliehen

Zusammenstöße zwischen irakischen Milizen und kurdischen Einheiten

In dem überwiegend von Christen bewohnten Telskuf im Norden des Irak kam es am Dienstag zu Kämpfen zwischen irakischen Milizen und kurdischen Einheiten. Daraufhin flohen ungefähr 900 Familien aus dem Ort und den umliegenden Dörfern – alle in der Ninive Ebene gelegen, die erst Ende vergangenen Jahres aus den Händen des sogenannten „Islamischen Staats“ befreit wurde. Sie suchten weiter nördlich in Alqosh und Dohuk Zuflucht.

Zwei Teenager von 12 und 14 Jahren wurden in den Kämpfen verwundet. Einige der containerartigen Notunterkünfte, in denen bis vor kurzem noch die Flüchtlinge lebten, die vor dem IS geflohen waren, sind jetzt wieder in Gebrauch, um die Geflüchteten unterzubringen.

„Das ist ein herber Rückschlag und eine Enttäuschung für alle Christen hier“, erzählt ein lokaler Partner. „Während der Zeit der Vertreibung durch den IS hat Open Doors über Organisationen im Irak ein Flüchtlingslager unterstützt. Innerhalb der letzten Monate leerte sich das Camp, nur zwei Familien blieben – bis gestern.“

„Jetzt sind die 40 Unterkünfte wieder von Familien bewohnt, die aus diesen drei von den Angriffen betroffenen Dörfern kommen. Die Verwundung der beiden Teenager, die gerade einmal 12 und 14 Jahre alt sind, hat bei den Christen hier eine tiefe Wirkung hinterlassen. Wir beten, dass sie wieder gesund werden.“
 

Irak
Bild: Flüchtlingslager in einem kleinen Dorf nördlich von Telskuf. Fast alle Wohnungen waren bereits leer – nun mussten christliche Familien erneut fliehen.


Der örtliche Leiter der Kirche, Pastor Salar Kajo, lehnte es ab, Telskuf zu verlassen und bat um Hilfe.

Ein Kontakt berichtete uns: „Die irakischen Milizen wollen Telskuf morgen früh mit schweren Waffen beschießen. Sie benachrichtigten Pastor Salar, dass jeder den Ort noch heute verlassen müsse. Er hat alle Familien weggeschickt, aber er selbst hat es abgelehnt, zu gehen. Mehrere seiner jungen Mitarbeiter sind bei ihm geblieben.“

Ein lokaler Partner fügte hinzu, dass die Kämpfe „umso mehr enttäuschend waren, da die Kurden gesagt haben, dass sie die Resultate des Referendums ruhen lassen und in Dialog treten werden, um ein Abgleiten des Referendums in einen Krieg zu verhindern.“

Das Ringen zwischen Truppen der irakischen Regierung, mit ihnen verbündeten irakischen Milizen und kurdischen Einheiten auf der anderen Seite um die Kontrolle der Region, bei deren Befreiung aus der Kontrolle des IS auch die Kurden halfen, geht weiter. Seit dem kurdischen Referendum, bei denen eine überwältigende Mehrheit der Kurden für eine Unabhängigkeit vom Irak stimmte, sind die Christen alarmiert und befürchten eine neue Welle der Gewalt.

Pastor Poulos, aus dem Ort Bashiqa im Süden von Telskuf berichtete uns vergangene Woche, dass er bereits eine Reaktion der Regierung auf das Referendum erwartet habe. Die kurdischen Peschmerga-Einheiten, hätten ihm angekündigt, sich aus dem Ort zurückzuziehen, und kurz nach ihrer Abfahrt sei die irakische Armee gekommen und habe die Kontrolle übernommen.

Seit der Vertreibung des IS, haben christliche Familien begonnen, in die Städte und Dörfer der Ninive-Ebene zurückzukehren. Pastor Poulos und ungefähr 200 Familien waren unter ihnen, sie kehrten vor einigen Monaten nach Bashiqa zurück. Experten befürchten, dass erneute kriegerische Auseinandersetzungen um die umstrittenen Gebiete zu einem fortgesetzten Exodus der Christen aus der Region führen könnten.

Die Rückkehr christlicher Familien in ihre Heimat in der Ninive-Ebene ist Teil einer Hilfskampagne von Open Doors, die zum Ziel hat, die Kirche im Irak und in Syrien zu stärken.

Der Irak belegt derzeit Platz 7 auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors, der die 50 Länder auflistet, in denen Christen am härtesten verfolgt werden.

Bitte beten Sie für die Christen im Irak!

  • Beten Sie für Frieden und Stabilität in der Region.
  • Beten Sie für eine politische Lösung des Konflikts, die die Christen nicht benachteiligt.
  • Beten Sie, dass Gott den christlichen Familien ihre Angst vor dem, was kommen könnte, nimmt.