Weltverfolgungsindex 2024

Indien

Christenverfolgung in Indien

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2022 – 30. September 2023

Überblick

Alle in Indien vertretenen Kategorien von Christen, die für den Weltverfolgungsindex untersucht wurden, erleben Rechtsverletzungen. Extremistische Hindu-Nationalisten betrachten Christen als unerwünschte Fremde. Sie wollen ihr Land von Islam und christlichem Glauben reinigen und schrecken nicht davor zurück, auch massive Gewalt einzusetzen, um dieses Ziel zu erreichen. Christliche Konvertiten hinduistischer Herkunft tragen in Indien die Hauptlast der Verfolgung. Sie werden unter ständigen Druck gesetzt, zum Hinduismus zurückzukehren, insbesondere durch Kampagnen, die als „Ghar Wapsi“ (übersetzt: „Heimkehr“) bekannt sind. Oft werden sie auch körperlich angegriffen, manchmal sogar getötet.

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Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.

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1. Hintergrund

Die indische Verfassung erklärt das Land zwar zu einem säkularen Staat, doch hinduistische Extremisten versuchen, dies zu ändern und den Hinduismus zur Staatsreligion zu machen. Im Jahr 2014 wurde Narendra Modi zum indischen Premierminister gewählt. Modi wurde zuvor dafür kritisiert, im Jahr 2002 als damaliger Regierungschef des Bundesstaates Gujarat nichts zum Schutz von Hunderten von Muslimen unternommen zu haben, die bei den Pogromen in Gujarat von Hindu-Extremisten getötet wurden. 2019 wurde er mit absoluter Mehrheit wiedergewählt, bei den Wahlen 2024 strebt er eine dritte Amtszeit an. Seit Modi Premierminister ist, hat die Zahl der jährlich gemeldeten gewalttätigen Übergriffe auf Christen drastisch zugenommen.

Die indischen Religionsfreiheitsgesetze, auch „Anti-Bekehrungs-Gesetze“ genannt, sind Sache der einzelnen Bundesstaaten. Sie werden auf bundesstaatlicher Ebene mit dem Ziel erlassen, religiöse Bekehrungen zu regeln. In der Praxis jedoch werden diese Gesetze sowie das indische Strafgesetzbuch missbraucht, um Christen zu bestrafen, die fälschlicherweise der Missionierung oder Zwangsbekehrung beschuldigt werden. Selbst in Bundesstaaten, in denen es kein Anti-Bekehrungs-Gesetz gibt, hat die Polizei Christen wegen vermeintlicher evangelistischer Aktivitäten verhaftet. Folgende elf Bundesstaaten haben bereits Anti-Bekehrungs-Gesetze erlassen: Odisha (seit 1967), Madhya Pradesh (1968), Arunachal Pradesh (1978), Chhattisgarh (2000), Gujarat (2003), Himachal Pradesh (2006 bzw. 2019), Jharkhand (2017), Uttarakhand (2018), Uttar Pradesh (2020), Haryana (2022) und Karnataka (2022). Dabei wurde in Arunachal Pradesh das Anti-Bekehrungs-Gesetz aufgrund fehlender subsidiärer Vorschriften nicht vollständig umgesetzt, und der Bundesstaat Rajasthan hat zwar ein Anti-Bekehrungs-Gesetz verabschiedet, es muss aber noch vom indischen Präsidenten unterzeichnet werden, um in Kraft zu treten. Außerdem sollte das Anti-Bekehrungs-Gesetz in Karnataka im Jahr 2023 überarbeitet oder aufgehoben werden. Zum Ende des Berichtszeitraums gab es jedoch noch keine Veränderungen.

Indien ist die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt, aber die Kluft zwischen Arm und Reich ist groß, und die Armutsquote ist äußerst hoch. Das Kastensystem, eine viele Jahrhunderte alte hierarchische Einteilung der indischen Gesellschaft, ist nach wie vor allgegenwärtig. Die meisten Christen stammen aus den sogenannten „Scheduled Castes“, das heißt aus den untersten Kasten – aus der Gruppe der Dalits, deren Angehörige als „Unberührbare“ geächtet sind –, sowie aus den „Scheduled Tribes“, einer Gruppe, die Adivasi oder Janjati genannt wird. Viele von ihnen haben unter anderem deshalb den Hinduismus verlassen und den christlichen Glauben angenommen, um ihrer hoffnungslosen Situation zu entkommen; sie mussten aber feststellen, dass auch innerhalb der Kirche die gesellschaftlichen Barrieren für sie bestehen.

Die christliche Bevölkerung ist die Gruppe mit der zweithöchsten Alphabetisierungsrate in Indien, aber gleichzeitig ist sie auch die Gruppe unter allen Minderheiten in Indien mit der höchsten Arbeitslosenquote. Darüber hinaus werden Christen tagtäglich mit Diskriminierung, unzureichender öffentlicher Gesundheitsversorgung und Unterernährung konfrontiert. Staatliche Beschränkungen machen es den Kirchen praktisch unmöglich, Unterstützung aus dem Ausland für soziale Projekte zu erhalten. Auch die Arbeit christlicher Nichtregierungsorganisationen ist in ähnlicher Weise eingeschränkt. Nach dem Gesetz zur Regulierung ausländischer Spenden („Foreign Contributions Regulation Act“, FCRA) erloschen die Lizenzen von Tausenden von Nichtregierungsorganisationen, darunter auch von Hunderten kirchlichen Organisationen. Laut der indischen Regierung seien die Lizenzverlängerungen nicht rechtzeitig beantragt worden.

Es herrscht ein hohes Maß an physischer Gewalt; Ehrenmorde, Säureattacken, Angriffe durch Schlägertrupps oder Mobs und andere Grausamkeiten geschehen regelmäßig im ganzen Land. Bürgerwehren verbreiten Desinformationen über christliche Aktivitäten (wie Gebetstreffen oder Predigten) und legen damit die Grundlage für Prügelattacken und andere Gräueltaten gegen Christen. Auch die Polizei steht in dem Ruf, brutal und korrupt zu sein und inhaftierte Christen zu misshandeln. Ein weiteres großes Problem für Christen sind Maoisten, auch bekannt als Naxaliten – kommunistische Kämpfer, die einige der ärmsten ländlichen Regionen Indiens kontrollieren. Christen, die in diesen von den Naxaliten kontrollierten Gebieten leben, werden ständig überwacht und können ihrem Glauben nicht offen Ausdruck verleihen. Wenn sie es dennoch tun, werden sie von den Naxaliten ernsthaft bedroht.

Im Bundesstaat Manipur kam es im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2024 zu Gewaltausbrüchen zwischen den ethnischen Gruppen der Meitei (überwiegend Hindus) und der Kuki (überwiegend Christen). Die Gewalt wurde angeführt von den Meitei, welche die Bevölkerungsmehrheit in Manipur ausmachen, und wurde ausgelöst durch eine Kontroverse um Fördermaßnahmen, wobei die Meitei einen Stammesstatus verlangten und die Kuki dagegen protestierten. Weit über 200 Kirchen gingen bei dem Gewaltausbruch in Flammen auf. Laut einem BBC-Bericht vom 12. Juli 2023 haben „die Kuki [...] jetzt ‚territoriale Autonomie‘ für die Gruppe gefordert, ein Euphemismus für eine separate, unabhängige Verwaltung. Die Meitei haben gewarnt, dass eine Aufspaltung des Bundestaates Manipur nicht infrage kommt. Leben und Arbeiten zwischen den beiden Gemeinschaften sind ins Stocken geraten. Das Internet wurde im ganzen Bundesstaat abgeschaltet, was die Lage noch weiter verschärft hat.“ Es ist wahrscheinlich, dass die ethnischen Unruhen anhalten werden, bis eine politische Lösung gefunden ist.

Weltanschauungen Anhänger %
Christen 71.120.000 5,0
Muslime 211.324.000 14,9
Hindus 1.019.981.000 71.8
Buddhisten 10.797.000 0,8
Anhänger ethnischer Religionen 52.033.000 3,7
Juden 4.300 < 0,1
Bahai 2.283.000 0,2
Atheisten 2.371.000 0,2
Agnostiker 17.335.000 1,2
Andere 32.407.000 2,3

2. Gibt es regionale Unterschiede?

In Indien gibt es keine speziellen regionalen Brennpunkte für Verletzungen der Religionsfreiheit. Die am meisten davon betroffenen Regionen sind die Bundesstaaten, in denen die hindu-nationalistische „Bharatiya Janata Party“ (BJP) großen Regierungseinfluss hat. Dies kann sich infolge der Wahlen jedoch alle fünf Jahre ändern. Hindu-extremistische Gruppen haben im ganzen Land, auch in abgelegenen Dörfern, ihre Zweigstellen eingerichtet. Sie beobachten die Veranstaltungen genau, auf denen Christen über ihren Glauben sprechen. In Gebieten, in denen die BJP nicht an der Macht ist, bildet sie eine starke Oppositionspartei. Obwohl die Überwachung hoch ist, bekommen Christen nur dann Probleme, wenn sie anfangen, ihren Glauben mit anderen zu teilen.

3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Religiös motivierter Nationalismus

Die Entschlossenheit und Gewaltbereitschaft hindu-nationalistischer Organisationen haben über die Jahre zugenommen. Sie treten mit dem Anspruch an, Indien gehöre dem Hinduismus, und fordern, andere Religionen sollten aus dem Land vertrieben werden. Extremistischer Hinduismus ist mit Abstand die stärkste Triebkraft der Verfolgung in Indien. Er ist allgegenwärtig, lautstark und sehr gewalttätig.

Diktatorische Paranoia, gemischt mit religiös motiviertem Nationalismus

Seitdem die BJP die Wahlen im Mai 2019 gewonnen hat, bildet sie erneut die Regierung unter Premierminister Narendra Modi. Er wird als der starke Mann bejubelt, der Indien anführt. Infolgedessen treten diktatorische Tendenzen immer stärker zum Vorschein. Anzeichen für eine wachsende diktatorisch gesinnte Strömung innerhalb der Regierungskreise sind zum Beispiel die Kontrolle der sozialen Medien und das Sperren von solchen Medien, die von der Regierung vertretene Grundsätze und Statistiken hinterfragen. Ein anderes Beispiel dafür ist die Propaganda gegen vermeintlich „fremde“ Religionen wie den Islam oder den christlichen Glauben.

Ethnisch-religiöse Feindseligkeit, gemischt mit religiös motiviertem Nationalismus

In den Staaten Chhattisgarh, Jharkhand, Odisha, im südlichen Madhya Pradesh und im südlichen Gujarat, in Arunachal Pradesh, Assam, Tripura, Nagaland und Manipur gibt es Gebiete mit Stammesgesellschaften. Diese hat die extremistische Hindu-Bewegung „Rashtriya Swayamsevak Sangh“ (RSS) erfolgreich infiltriert und sie gegen die Christen in diesen Gebieten aufgebracht. Immer häufiger werden christliche Konvertiten aus diesen Stammesgesellschaften bedroht, gesellschaftlich ausgeschlossen, vertrieben, vom Zugang zu Trinkwasser abgehalten, vergewaltigt und sogar ermordet. In einer Reihe von Fällen wurde der Bau von Kirchengebäuden durch Dorfbewohner gewaltsam gestoppt.

Unterdrückung durch den Clan oder Stamm

Diese Triebkraft wirkt besonders stark in Teilen Nordindiens, wo im sogenannten „Jat-Gürtel“ (in den Regionen Punjab, Haryana und Teilen von Rajasthan und Uttar Pradesh) die „Khap-Panchayats“ (Clan-Gerichte) herrschen. Sie können über Leben und Tod entscheiden und handeln unabhängig vom Rechtssystem des Landes, das häufig ein Auge zudrückt, und die Polizei kooperiert sogar dabei – Polizisten stammen größtenteils aus denselben Dörfern und Gemeinschaften, die auch die Clan-Gerichte betreiben. In ihren Augen ist die Hinwendung zum christlichen Glauben eine ernst zu nehmende Straftat.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.

4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Christen aus traditionellen Kirchen

Beispiele hierfür sind Christen der römisch-katholischen Kirche und orthodoxer oder anglikanischer Tradition. Diese Gemeinden und Gemeinschaften zeugen davon, dass es in Indien schon seit vielen Jahrhunderten Christen gibt, und dieses Zeugnis geben auch alte Kirchengebäude, so etwa die (orthodoxe) Mar-Thoma-Kirche in Kerala, die auf das 3. Jahrhundert zurückgeht. Christen traditioneller Kirchen erleben Einschränkungen ihrer Religionsfreiheit, aber im Allgemeinen erfahren sie das weniger als die betroffenen Christen der nachfolgenden Kategorien.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Christliche Konvertiten hinduistischer Herkunft haben am stärksten unter der Verfolgung und Diskriminierung in Indien zu leiden. Sie werden fast täglich drangsaliert und konstant unter Druck gesetzt, zum Hinduismus zurückzukehren. Christliche Konvertiten anderer religiöser Herkunft (ehemalige Muslime, Buddhisten oder Sikhs) erleben ebenfalls Druck aus ihrem sozialen Umfeld; ihre Zahl ist jedoch deutlich kleiner. Dabei sind christliche Konvertiten mit muslimischem Hintergrund nur in denjenigen Regionen Gewalt, Intoleranz und Diskriminierung ausgesetzt, wo Muslime einen großen Teil der Bevölkerung stellen.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Christen aus Freikirchen (etwa aus baptistischen, evangelikalen sowie pfingstkirchlichen Gemeinden) sind nach den christlichen Konvertiten hinduistischer Herkunft das zweitgrößte Ziel von Hindu-Extremisten, da diese freikirchlichen Christen aktiv das Evangelium weitergeben.

5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Privatleben 12.2
Familienleben 12.6
Gesellschaftliches Leben 13.3
Leben im Staat 14.8
Kirchliches Leben 13.2
Auftreten von Gewalt 16.5

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben

Allein über den christlichen Glauben zu sprechen, wird nun bereits als eine Form der Evangelisation betrachtet. Beim Beten gesehen zu werden, ist nicht mehr nur für christliche Konvertiten hinduistischer Herkunft riskant, sondern für alle Christen, außer in zwei oder drei nordöstlichen Staaten. Aktivitäten wie Gottesdienste, die eigentlich verfassungsrechtlich geschützt sind, können dazu führen, dass extremistische Hindus die Christen und Gemeinden fälschlicherweise der Zwangsbekehrung bezichtigen. Aufgrund solcher Anschuldigungen werden Christen und insbesondere Gemeindeleiter unter Umständen verhaftet, wobei es häufig zu körperlicher Gewalt kommt. Für ausländische Christen ist es unmöglich, ein Visum als Missionar zu erhalten.

Familienleben

Obwohl das Jugendschutzgesetz die Adoption hinduistischer Kinder durch nicht hinduistische Eltern erlaubt, ist in der Praxis eine Adoption für Christen immer noch extrem schwierig. Die Verfahren sind überaus kompliziert, und die Mitglieder der Adoptionsausschüsse sind gegenüber Christen zuweilen voreingenommen. Christliche Kinder werden gezwungen, an den hinduistischen Inhalten des Lehrplans teilzunehmen, z. B. an Yoga oder hinduistischer Literatur und Mythologie. Dieser Lehrplan gilt sogar für christliche Schulen. Taufen unter freiem Himmel werden inzwischen als zu riskant angesehen, sowohl für den Pastor, der die Taufe durchführt, als auch für den Täufling. Christliche Kinder, insbesondere diejenigen von christlichen Konvertiten hinduistischer Herkunft, werden aufgrund des Einflusses extremistischer Hindus zunehmend diskriminiert und körperlich belästigt.

Gesellschaftliches Leben

In den vergangenen fünf Jahren hat die Überwachung von Christen durch hindu-extremistische Organisationen und kommunale Gemeindebehörden zugenommen – mit dem Ziel, jede Form der Evangelisation zu unterbinden. Belästigungen, Drohungen und soziale Diskriminierung haben zugenommen, vor allem im Zusammenhang mit den wichtigsten christlichen Festen wie Ostern oder Weihnachten. Die Ghar-Wapsi-Kampagnen, mit der christliche Konvertiten zur Rückkehr zum Hinduismus gedrängt werden, sind aufgrund des damit verbundenen Drucks zum Teil erfolgreich.

Leben im Staat

In elf Bundesstaaten sind Anti-Bekehrungs-Gesetze in Kraft, die die Religionsfreiheit einschränken. Christliche Organisationen, die Gelder aus dem Ausland erhalten, wurden schon immer durch das bereits erwähnte FCRA-Gesetz eingeschränkt, weil bei ihnen davon ausgegangen wird, dass sie an Missionierung oder Fürsprache für Christen beteiligt sind. Im Allgemeinen sind vor allem Medien in indischen Sprachen gegenüber Christen voreingenommen; und in ländlichen Gebieten, wo Propaganda und Aufforderungen zur Gewalt gegen Christen durch Hindu-Extremisten viel Sendezeit erhalten, sind sie geradezu feindselig. Auf allen großen Social-Media-Plattformen finden sich Hassreden gegen Christen von hindu-extremistischen Leitern. Diese Art von Hassreden sind weit verbreitet, vor allem in indischen Sprachen und Dialekten.

Kirchliches Leben

Der Staat überwacht christliche Aktivitäten und hat viele Einschränkungen vorgenommen (z. B. in Bezug auf Finanzierung aus dem Ausland, Einladungen von ausländischen Missionaren, Schwierigkeiten bei der Registrierung und Anti-Bekehrungs-Gesetze). Lokale Behörden und Hindu-Extremisten überwachen die Internet-Aktivitäten von Christen genau, und selbst Touristen müssen eine Erklärung unterschreiben, in der sie sich verpflichten, nicht zu predigen oder andere zum Glaubenswechsel zu ermutigen. Viele ausländische Christen, die mit Arbeitsvisa in Indien leben, werden abgeschoben. Ebenso abgeschoben werden viele Ausländer indischer Herkunft, wenn sie Mitglied von Kirchen oder christlichen Gruppen in Indien sind. Jeder Christ, der einen Angriff anprangert, riskiert weitere Gewalt.

Beispiele für Auftreten von Gewalt

  • Am 4. Mai 2023 verwüstete und brannte ein Mob der Meitei beim Gewaltausbruch im Distrikt Churachandpur und in der Stadt Imphal (Bundesstaat Manipur) Kirchen nieder. Das Manipur Presbyterian Singlup verlor dabei mehr als 200 Kirchen – so dokumentiert eine von der Churachandpur District Christian Goodwill Church am 16. Mai veröffentlichte Liste –, die Evangelical Churches Association und die Manipur Presbyterian Church Synod verloren jeweils 14 Kirchen und die Tuithaphai Presbyterian Church 13 Kirchen. Alle diese Kirchen wurden innerhalb von zwei bis drei Tagen des Gewaltausbruchs zerstört. Der Ministerpräsident des Bundesstaates (selbst ein Meitei) und die Polizei waren nicht in der Lage, die Gewalt zu verhindern. Unterdessen gehen die Angriffe auf die Kuki (die mehrheitlich Christen sind) und ihre Kirchen weiter.
  • Am 18. Dezember 2022 kam es in den Distrikten Narayanpur und Kondagaon (beide Bundesstaat Chhattisgarh) zu 20 koordinierten Angriffen auf Christen. Dabei zwangen Dorfbewohner etwa 200 Christen aus 70 Familien, ihre Häuser zu verlassen. Der Bericht zur internationalen Religionsfreiheit 2022 des US-Außenministeriums schreibt dazu: „Nach Angaben der ‚Evangelical Fellowship of India‘ sagten die Dorfbewohner, die Christen müssten ihrem Glauben abschwören oder das Gebiet verlassen. Als einige protestierten, wurden sie verprügelt, einige Christen seien aufgrund ihrer Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden und die Polizei habe sich geweigert, Maßnahmen zu ergreifen, als die Opfer eine Anzeige gegen ihre Angreifer erstatteten.“
  • Am 28. November 2022 verhaftete die Polizei in der Stadt Azamgarh (im Bundesstaat Uttar Pradesh) neun Pastoren wegen vermeintlicher Missionierungsaktivitäten. Einer der Pastoren hatte in seinem Haus einen Hochzeitsempfang für seine Tochter und seinen Schwiegersohn veranstaltet, als die Polizei eintraf. Der Gastgeber, acht weitere Personen und das frisch verheiratete Paar wurden unter dem Vorwurf illegaler Bekehrungen verhaftet und Bibeln und andere christliche Materialien beschlagnahmt.

6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr Platzierung Punktzahl
2024 11 83
2023 11 82
2022 10 82
2021 10 83
2020 10 83

Der Anstieg der Gesamtpunktzahl ist sehr gering, aber der Wert für Gewalt stieg von 15,7 Punkten im Vorjahr auf nun 16,5 Punkte, was fast dem Höchstwert entspricht. Alle oben genannten Kategorien von betroffenen Christen werden von Hindu-Extremisten angefeindet, die Christen als Fremdkörper im Land betrachten. Sie wollen ihr Land vom Islam und dem christlichen Glauben reinigen und schrecken nicht davor zurück, auch massive Gewalt einzusetzen, um dieses Ziel zu erreichen. Christliche Konvertiten hinduistischer Herkunft tragen in Indien die Hauptlast der Verfolgung. Sie werden unter ständigen Druck gesetzt, zum Hinduismus zurückzukehren. Die Welt war entsetzt, als im Mai 2023 im nordöstlichen Bundesstaat Manipur ethnisch-religiös motivierte Gewalt ausbrach. Was als Streit zwischen ethnischen Gruppen begann, nahm eine besorgniserregende religiöse Form an, durch die Christen aller ethnischen Gruppen zur Zielscheibe wurden. Tausende Christen wurden vertrieben, Hunderte Kirchen und öffentliche christliche Gebäude niedergebrannt und viele Christen wurden getötet. Auch im Bundesstaat Chhattisgarh kam es im Januar 2023 zu Angriffen auf Christen durch Mobs. Auch hier wurde christliches Eigentum zerstört, Tausende Christen wurden aus ihren Häusern und Dörfern vertrieben. Sie mussten in Turnhallen und anderen Orten Schutz suchen.

7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Die Verfolgung christlicher Frauen geschieht oft in Form von Vergewaltigung und sexueller Belästigung. Weibliche Familienangehörige (Töchter, Schwestern und Ehefrauen) von Pastoren sind besonders gefährdet. Sexuelle Übergriffe dienen dazu, die Familie zu beschämen, da die sexuelle Reinheit der Frauen mit der Ehre ihrer Familie verbunden ist. Zu den körperlichen Angriffen gehören auch Säureattacken, Prügelangriffe und Morde. Christliche Konvertitinnen riskieren Hausarrest, Zwangsheirat, Zwangsscheidung, Vertreibung aus ihrem Haus und soziale Isolation. Viele Frauen aus der untersten Kaste haben sich dem christlichen Glauben zugewandt; dies macht sie zu einer doppelten Zielscheibe, da sie Dalits und nun auch Christen sind.

Männer

Männer gelten als körperlich stark, und so zielt die Verfolgung christlicher Männer auf ihre körperliche Stärke sowie auf ihre Stellung als Haushaltsvorstand ab. Zu den Übergriffen auf Männer gehören Prügelattacken, Morde und psychische Folter. Gemeindeleiter sind besonders gefährdet, von extremistischen Hindus angegriffen zu werden, und der Beruf des Pastors ist nach wie vor einer der risikoreichsten Berufe des Landes. Christliche Konvertiten werden von ihrem sozialen Umfeld und ihrer Familie unter Umständen isoliert und vom Zugang zu gemeinschaftlich genutzten Ressourcen ausgeschlossen. Oft werden falsche Anschuldigungen gegen Männer erhoben, wie etwa die Verunglimpfung hinduistischer Götter und Göttinnen.

8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Die folgenden Beispiele veranschaulichen die Situation der religiösen Minderheiten in Indien:

Im August 2023 wurde die Muslima Zarin Khan, eine 23-jährige Physiotherapeutin aus Madhya Pradesh, einem von der BJP regierten Bundesstaat, von einer Gruppe von vier hinduistischen Männern angegriffen und musste infolgedessen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Nach ihren Angaben schlugen die Männer sie mit Schlagstöcken und Eisenstangen, rissen ihr den Hijab herunter, belästigten sie sexuell und schrien religiöse Beleidigungen. Als sie um Hilfe flehte, lachten sie und sagten ihr: „Du kannst nichts tun – die Verwaltung gehört uns.“

Am 2. Oktober 2022 nahm die Polizei in Mandsaur (im Bundesstaat Madhya Pradesh) 19 muslimische Männer fest, die beschuldigt wurden, bei einer Garba-Tanz-Veranstaltung Steine geworfen zu haben. Gegen sie wurde Anklage wegen Ausschreitungen und versuchten Mordes erhoben. Zwei Tage später rissen die Behörden die Häuser von drei der Männer ohne rechtliche Genehmigung ab, weil sie angeblich illegal errichtet worden waren.

Im März 2023 mobilisierten die indischen Behörden im Bundesstaat Punjab massiv paramilitärische und polizeiliche Kräfte, führten zahlreiche koordinierte Verhaftungen durch, verhängten Internetsperren, blockierten SMS-Dienste, zensierten Medien und nahmen dabei überproportional viele Sikhs und politisch Andersdenkende ins Visier. Diese Maßnahmen stehen nicht nur im Widerspruch zu den Menschenrechten, sondern bergen auch die Gefahr, Unruhen zu verschärfen und die Entfremdung einer religiösen Minderheit zu erhöhen.

9. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für Indien:

  • Danken Sie Jesus Christus dafür, dass weiterhin Menschen in Indien zu ihm kommen – etwa in den Stammesgebieten oder unter den Dalits – und bitten Sie für diese Konvertiten um einen festen Glauben inmitten von Verfolgung.
  • Beten Sie um ein Ende der Gewalt gegen Christen und darum, dass die Behörden die Christen schützen und die Familien und das Umfeld von Konvertiten ihren Glaubenswechsel akzeptieren.
  • Beten Sie für die Politiker, dass sie ihrem Auftrag gerecht werden und der ganzen Bevölkerung dienen, auch den Christen. Bitten Sie für Hindu-Extremisten, dass sie Jesus Christus begegnen und sie seinen Frieden erleben.
  • Beten Sie für die Medien des Landes, dass Hass und Aufrufe zur Gewalt dort keinen Nährboden mehr finden und dass sich Soziale Medien stärker dafür einsetzen, die Verbreitung von Verleumdungen und Falschmeldungen auf ihren Plattformen zu bekämpfen.

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