Weltverfolgungsindex 2024

Komoren

Christenverfolgung in den Komoren

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2022 – 30. September 2023

Überblick

Religiöse Minderheiten, insbesondere Christen, sind extremen Einschränkungen unterworfen, wenn es darum geht, ihren Glauben offen zu praktizieren oder auch nur darüber zu sprechen. Für christliche Familien, insbesondere für Konvertiten aus dem Islam, sind die Herausforderungen noch größer. Sie müssen ihre Kinder auf Medressen (Koranschulen) schicken oder sie werden angefeindet. Öffentliche Gottesdienste oder auch nur Gespräche über den christlichen Glauben im öffentlichen Raum können als strafbare Bekehrungsversuche ausgelegt werden. Es gibt immer wieder Berichte über lokale Gemeinschaften, die der Konversion zum christlichen Glauben verdächtigte Personen ausschließen und so ein Umfeld schaffen, das der Religionsfreiheit entgegensteht. Frauen, die den christlichen Glauben angenommen haben, können als eine Form der sozialen und familiären Bestrafung unter Hausarrest gestellt werden. Unter diesen Bedingungen sind die Christen, insbesondere diejenigen, die vom Islam konvertiert sind, gezwungen, ihren Glauben im Verborgenen zu praktizieren. Eine derart restriktive religiöse Landschaft untergräbt die Religionsfreiheit erheblich und stellt die religiösen Minderheiten auf den Komoren vor große Herausforderungen.

Länderprofil als PDF

Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.

Country Dossier als PDF

Länderprofil als PDF

1. Hintergrund

Auf die Unabhängigkeit von Frankreich um 1975 folgten Jahre politischer Instabilität. 2006 erlebte die Inselgruppe der Komoren einen demokratischen Wandel. Der Islam wird in der Verfassung zur Staatsreligion erklärt, und die schafiitische Rechtsschule des sunnitischen Islam bestimmt die Normen für das Leben auf den Komoren. 98 Prozent der Bevölkerung sind Muslime. Die Verfassung gewährt gleiche Rechte für alle Menschen, unabhängig von ihrer Religion oder Weltanschauung. Allerdings ist Missionierung gesetzlich verboten und wird mit Geld- und Haftstrafen geahndet, außer für den sunnitischen Islam. Das Gesetz sieht die Ausweisung von Ausländern vor, die missionarisch tätig sind.

Es gibt nur eine Handvoll Nichtregierungsorganisationen. Christliche Nichtregierungsorganisationen werden jedoch diskriminiert, indem der Staat ihnen Beschränkungen in Bezug auf Werbung und ihre Tätigkeiten auferlegt.

Anders als in anderen Teilen Afrikas sind die Familien auf den Komoren matriarchalisch organisiert. Die Frauen haben die Aufgabe, die Ehe zu begründen und ein Haus für die Familie zu bauen. Die religiöse Führung liegt zwar in den Händen der Männer, aber die Frauen haben innerhalb der Familie großen Einfluss. Rechtlich haben Frauen einen geringeren Status. Zudem ist ihre Situation dadurch beeinträchtigt, dass in der Kultur Polygamie und Kinderheirat praktiziert werden und der Ehemann einseitig die Scheidung erklären kann. Darüber hinaus ist das Land mit Problemen wie hoher Bevölkerungsdichte und Armut konfrontiert.

Vorteilhaft wirkt sich hingegen aus, dass die Kriminalitätsrate auf den Komoren niedrig ist und keine unmittelbare Bedrohung durch militante Islamisten besteht. Es gibt jedoch einige islamische Extremisten, Dschaulas genannt, welche die Christen schikanieren, insbesondere Konvertiten aus dem Islam.

Die christliche Bevölkerung der Komoren (0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung) konzentriert sich in den wichtigsten Städten, insbesondere in der Hauptstadt Moroni und in Mutsamudu, der Hauptstadt der Insel Anjouan. Die Mehrheit der Christen ist römisch-katholisch.

Weltanschauungen Anhänger %
Christen 4.700 0,5
Muslime 911.000 98,4
Anhänger ethnischer Religionen 8.800 1,0
Bahai 790 0,1
Atheisten 120 < 0,1
Agnostiker 1.200 0,1

2. Gibt es regionale Unterschiede?

Alle christlichen Gemeinschaften auf den Komoren sind der Verfolgung ausgesetzt. Die Verfolgung von Christen muslimischer Herkunft ist am schlimmsten, unabhängig davon, in welcher Region sie leben.

3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Islamische Unterdrückung

Islamische Unterdrückung ist auf den Komoren nicht neu, hat sich aber verschärft, seit eine Verfassungsänderung vorgenommen wurde, die den sunnitischen Islam zur Staatsreligion erklärt. Einhergehend mit der neuen Verfassung nehmen immer mehr Komorer ein extremistisches Verständnis des Islam an, insbesondere auf den Inseln Anjouan und Mohéli. In Moscheen und islamischen Bildungseinrichtungen lehren einige muslimische Religionsführer regelmäßig christenfeindliche Ansichten. Die Dschaulas, eine ultrakonservative Gruppe extremistischer Lehrer, von denen viele in Pakistan ausgebildet wurden, drängen das Land hin zu einer extremeren Auslegung der Scharia. Vor allem die Dschaulas belästigen, schikanieren und ächten Christen, insbesondere solche mit muslimischem Hintergrund. Wie in vielen anderen Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit ist es für die Mehrheit der Komorer undenkbar, den Islam zu verlassen. Wer es dennoch tut, wird von Familie und gesellschaftlichem Umfeld diskriminiert und schikaniert. Christen werden Gottesdiensträume, öffentliche Gespräche über Religion und öffentliches Predigen verweigert.

Diktatorische Paranoia

Die Regierung hat ihre Macht durch die Förderung des sunnitischen Islam auf Kosten aller anderen Religionen gefestigt und die Aktivitäten von Christen und christlichen Nichtregierungsorganisationen stark eingeschränkt. Sie hat offen erklärt, dass die Religionsfreiheit nicht für Konvertiten und Christen gelte.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.

4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Ausländische Christen und Arbeitsmigranten

Christen dieser Gruppe (etwa aus der Kirche der Madagassen) dürfen keine Christen muslimischer Herkunft aufnehmen und nicht öffentlich außerhalb ihrer Kirchengebäude predigen, andernfalls werden sie ausgewiesen. Sie werden von extremistischen Muslimen, nicht christlichen religiösen Leitern und politischen Leitern unter Druck gesetzt. Ihre Lage könnte sich dadurch verbessern, dass die Regierung seit Kurzem positive Veränderungen anstrebt: sowohl innenpolitisch als auch im Hinblick auf den Aufbau von Beziehungen zu westlichen Ländern.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Christen mit muslimischem Hintergrund werden zu Hause durch Familienangehörige und durch ihr soziales Umfeld verfolgt. Sie werden gemieden und völlig von ihren Familien und Freunden isoliert. Christliche Konvertiten erfahren auch Verfolgung von Regierungsbeamten, politischen Akteuren, nicht christlichen religiösen Leitern und islamisch-extremistischen Gruppen wie den bereits erwähnten Dschaulas.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Zu dieser Gruppe gehören Baptisten und andere evangelikale Christen. Sie sagen das Evangelium weiter und müssen deshalb mit Geld- und Haftstrafen rechnen. Im Strafgesetzbuch heißt es: „Wer unter Muslimen eine andere Religion als den Islam offenbart, verbreitet und lehrt, wird mit einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu einem Jahr und einer Geldstrafe von 50.000 bis 500.000 Komoren-Francs bestraft“.

5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Privatleben 12.7
Familienleben 14
Gesellschaftliches Leben 11.2
Leben im Staat 12.4
Kirchliches Leben 14.2
Auftreten von Gewalt 1.1

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben

Obwohl der Glaubenswechsel nicht offiziell verboten ist, werden Komorer, die sich vom Islam abgewandt haben, von ihrer Familie und ihren Freunden stark unter Druck gesetzt: Sie werden geächtet, verlieren ihren Lebensunterhalt und werden geschieden. Konvertiten könnten keine christlichen Symbole wie das Kreuz tragen, ohne dass ihnen Gewalt droht. Die Regierung hat öffentlich zur Gewalt gegen nicht sunnitische Bürger ermutigt. Das Gesetz verbietet die öffentliche Ausübung nicht sunnitischer religiöser Rituale mit der Begründung, dass sie den Zusammenhalt der Gesellschaft stören und die nationale Einheit gefährden. Öffentlich den christlichen Glauben zu predigen ist eine Straftat – und jede Erwähnung oder Äußerung des christlichen Glaubens kann als öffentliche Predigt ausgelegt werden. Missionierung ist auf den Komoren illegal und wird mit einer Geldstrafe von 50.000 bis 500.000 Komoren-Francs (entspricht etwa 100 bis 1.000 Euro) und einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr geahndet.

Familienleben

Die Regierung hat ausdrücklich erklärt, dass es für die Komorer keine Religionsfreiheit gibt. Christliche Feierlichkeiten wie Hochzeiten können als Predigt ausgelegt werden. Dies ist illegal und könnte einen Angriff durch eine aufgebrachte Menge nach sich ziehen, weshalb sich Christen sehr zurückhalten. Für die Regierung sind alle Komorer sunnitische Muslime; jedes Kind (auch von Konvertiten) wird als Muslim betrachtet und als solcher registriert. Die Eltern können sich nicht weigern, ihre Kinder auf islamische Schulen zu schicken; deren Besuch ist Pflicht.

Gesellschaftliches Leben

Die offene Ausübung des christlichen Glaubens ist verboten, und die Gesellschaft hat ein wachsames Auge auf alle nicht muslimischen Gruppen, wobei Christen muslimischer Herkunft am stärksten ausgegrenzt, gemieden, belästigt und bedroht werden. Sie werden als Ausgestoßene gesehen, die keinen Respekt und keinen Schutz verdienen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Christen muslimischer Herkunft gezwungen werden, ihren Glauben zu widerrufen; daher halten christliche Konvertiten ihren Glaubenswechsel geheim.

Leben im Staat

Auf den Komoren wird die Religionsfreiheit immer stärker eingeschränkt. Im Einklang mit der Verfassung fordert die Regierung die Bürger öffentlich dazu auf, alle Formen von Religion außer dem sunnitischen Islam abzulehnen. Familien und Gemeinschaften, die Konvertiten meiden, seien es Christen oder schiitische Muslime, erhalten ihre Impulse dazu von der Regierung. Es ist schwierig für Christen, Versammlungsorte für Gottesdienste zu finden, da die Regierung ihnen im ganzen Land nur an zwei ausgewiesenen Orten das Gebet erlaubt: dies sind die Kirchen für Ausländer in Moroni und Mutsamudu.

Kirchliches Leben

Kirchliche Aktivitäten werden weiterhin überwacht, um sicherzustellen, dass kein komorischer Staatsangehöriger daran teilnimmt. Christliche Aktivitäten außerhalb von Kirchengebäuden werden als illegale Missionierung angesehen; es gibt zwar Gemeinschaften von Konvertiten und nicht traditionelle christliche Gemeinschaften, aber sie können weder frei noch offiziell agieren. Die bestehenden Kirchen von ausländischen Christen und Arbeitsmigranten dürfen keine neuen Gemeinden gründen, da dies ein Beweis für ihr Wachstum wäre. Seit Jahrzehnten wurde im Land keine neue Kirche mehr gebaut oder registriert.

Beispiele für Auftreten von Gewalt

Aus Sicherheitsgründen können keine konkreten Beispiele genannt werden.

6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr Platzierung Punktzahl
2024 45 66
2023 42 66
2022 53 63
2021 50 62
2020 54 57

Die Punktzahl der Komoren ist gleich geblieben.

7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Obwohl auf den Komoren Frauen diejenigen sind, die den Besitz erben, werden Religion und das gesellschaftliche Leben von sunnitischen Prinzipien beherrscht, wodurch christliche Frauen und Mädchen gesellschaftlich benachteiligt werden. Fälle von häuslicher Gewalt und Verfolgung von christlichen Frauen, insbesondere von Christinnen muslimischer Herkunft, werden oft nicht gemeldet, da Frauen rechtlich und sozioökonomisch kaum geschützt sind. Außer strafrechtlicher Verfolgung drohen Konvertitinnen auch in höherem Maß Missbrauch und Diskriminierung. Komorische Frauen und Mädchen sind aufgrund der schwachen Grenzkontrollen des Landes zudem einem hohen Risiko des grenzüberschreitenden Menschenhandels ausgesetzt.

Männer

Die Situation von Christen, die schon aus christlichen Familien stammen, ist für Frauen und Männer sehr ähnlich. In Bezug auf christliche Konvertiten dagegen werden Frauen und Männer auf sehr unterschiedliche Weise verfolgt. Männer, die aus dem Islam zum christlichen Glauben konvertiert sind, werden vom gesellschaftlichen Umfeld unter Druck gesetzt. Aufgrund der vorherrschenden matrilokalen Normen stehen sie besonders in der Gefahr, von zu Hause vertrieben oder zur Scheidung gezwungen werden. Dass es keine gesetzlichen Bestimmungen gegen die Diskriminierung von Konvertiten gibt und ein großer Teil der Bevölkerung mit den Extremisten sympathisiert, verschlimmert die diskriminierenden Bedingungen am Arbeitsplatz und die Gefahr körperlicher Gewalt. Viele Konvertiten sind daher gezwungen, aus dem Land zu fliehen.

8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

In den Jahren 2022 und 2023 berichteten schiitische Muslime und Ahmadis, dass sie keine öffentlichen Gottesdienste abhalten konnten und dass die Behörden gelegentlich ihre religiösen Versammlungen in Privathäusern besuchten, um ihre Praktiken zu beobachten, allerdings ohne diese zu stören. Der konservative Charakter der Gesellschaft und die Haltung der Regierung zur Religion haben zu diesen Einschränkungen beigetragen.

9. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für die Komoren:

  • Beten Sie um Möglichkeiten für Christen, sich zu versammeln und gegenseitig im Glauben zu stärken, und bitten Sie Jesus, solche Versammlungen zu schützen.
  • Beten Sie um Trost, Versorgung und Schutz für christliche Konvertiten, die von ihrem gesellschaftlichen Umfeld schikaniert und verstoßen werden.
  • Bitten Sie Jesus um Weisheit für Christen, wie sie ihren Glauben ausüben können, ohne dass es als öffentliches Predigen ausgelegt und bestraft wird. Beten Sie besonders um Leitung durch den Heiligen Geist für diejenigen, die anderen das Evangelium weitergeben.
  • Bitten Sie Jesus Christus, die Herzen der Verantwortlichen in der Regierung zu verändern, sodass sie Religionsfreiheit für Komorer gewähren.

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