Weltverfolgungsindex 2024

Myanmar

Karte Myanmar
Flagge Myanmar
Platz
17
Punkte
79
Vorjahr: Platz
14
Punkte
80
Bevölkerung
55.664.000
4.479.000
Christen
8,0
Hauptreligion
Buddhismus
Staatsform
Parlamentarische Republik (vor dem Militärputsch)
Staatsführung
General Min Aung Hlaing

Christenverfolgung in Myanmar

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2022 – 30. September 2023

Überblick

Mit dem Jahr 2024 geht Myanmar in das vierte Jahr eines immer gewaltsameren Konfliktes. Nach dem Putsch der Armee im Februar 2021 gehen die Kämpfe in vielen Teilen des Landes weiter und haben sich sogar intensiviert. Dabei ist die christliche Minderheit unter denen, die die Hauptlast der Angriffe tragen. Selbst etablierte Kirchen, die zur Gruppe der traditionellen Kirchen und Gemeinden gehören, werden angegriffen – und zwar in Staaten Myanmars, in denen Christen die Mehrheit ausmachen, wie dem Chin-Staat und dem Kayah-Staat, und auch in Staaten mit einer starken christlichen Minderheit wie dem Kachin-, dem Karen- oder dem Shan-Staat. Mehr Christen als je zuvor wurden vertrieben und leben in Lagern für Binnenvertriebene, suchen Zuflucht in Kirchen oder fliehen sogar in den Dschungel, wo sie oft keinen Zugang zu Nahrung oder medizinischer Versorgung haben. Seit Beginn des Bürgerkrieges sind schätzungsweise fast zwei Millionen Bürger Myanmars zu Binnenvertriebenen geworden.

Die Christen sind Teil der im Allgemeinen friedlichen Widerstandsbewegung, aber einige sind auch in die Kämpfe verwickelt.

Konvertiten zum christlichen Glauben werden zusätzlich von ihren Familien und ihrem sozialen Umfeld verfolgt, da die Abwendung vom Buddhismus bzw. dem Islam oder ihrer Stammesreligion als Verrat angesehen wird. Gemeinschaften, die darauf bedacht sind, „rein buddhistisch“ zu bleiben, machen christlichen Familien das Überleben unmöglich, indem sie ihnen die Nutzung der gemeinschaftlichen Wasserressourcen verbieten. Auch nicht traditionelle kirchliche Gruppen stoßen auf Widerstand, vor allem in den ländlichen Gebieten Myanmars und/oder wenn bekannt wird, dass sie das Evangelium weitersagen.

Länderprofil als PDF

Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.

Country Dossier als PDF

Länderprofil als PDF

1. Hintergrund

Nach der Unabhängigkeit Myanmars im Jahr 1948 versuchten verschiedene ethnische Gruppen, sich abzuspalten und unabhängige Staaten zu bilden. Das Militär wollte die Integrität des Staates aufrechterhalten sowie die Kontrolle durch die Ethnie der Bamar sichern und ergriff die Macht. Es folgten fünf Jahrzehnte der Militärherrschaft. Eine Reihe von Protesten unter der Führung von Aung San Suu Kyi erhöhte den öffentlichen Druck auf die Regierung. Dies mündete in die Wahlen im Jahr 2015, die Aung San Suu Kyi mit einem erdrutschartigen Sieg gewann. Bei den Wahlen im November 2020 gewann die Partei von Aung San Suu Kyi, die „Nationale Liga für Demokratie“, 82 Prozent aller verfügbaren Sitze. Weithin wurden diese Wahlen als frei und fair anerkannt, doch das Militär sprach von einem Wahlbetrug. Es inszenierte einen Putsch, durch den Suu Kyi im Februar 2021 gewaltsam abgesetzt wurde. Seitdem herrscht wieder das Militär, was zu erheblichen Unruhen im ganzen Land geführt hat.

Die Staaten Myanmars, in denen Christen eine Minderheit darstellen, sind besonders davon betroffen. Die meisten Christen gehören ethnischen Minderheiten des Landes an (wie den Chin, Karen, Lisu, Kachin, Nagah, Kayah und Lahu) und nicht der Ethnie der Bamar, die in Myanmar die Bevölkerungsmehrheit ausmacht. Die Verabschiedung der „Gesetze zum Schutz von Rasse und Religion“ im August 2015 wurde landesweit von nationalistischen buddhistischen Gruppen wie Ma Ba Tha gefeiert. Während sich diese Gesetze vor allem gegen die muslimische Minderheit im Rakhaing-Staat richten, sind davon auch Christen betroffen: Glaubenswechsel müssen einem administrativen Prozess folgen, der eine Meldung bei verschiedenen Behörden beinhaltet. Ma Ba Tha wurde mehrmals verboten, taucht aber immer wieder unter verschiedenen anderen Namen erneut auf.

Extremistische buddhistische Gruppen nehmen eher Muslime als Christen ins Visier, was zur Vertreibung des größtenteils muslimischen Volks der Rohingya nach Bangladesch geführt hat. Im März 2022 erklärte die US-Regierung die Gräueltaten an den Rohingya als Völkermord, und der Weltgerichtshof (der neue Name für den Internationalen Gerichtshof in Den Haag) hat bestätigt, dass er in dem Fall, in dem Myanmar wegen Völkermordes angeklagt wird, zuständig ist. Konvertiten zum christlichen Glauben, z. B. solche mit buddhistischem Hintergrund, werden weiterhin von ihren Familien und ihrem sozialen Umfeld verfolgt. Die Ma Ba Tha und die Pyu Saw Htee sind maßgeblich und aktiv an der Überwachung der Aktivitäten von Christen beteiligt, einschließlich derer mit buddhistischem Hintergrund.

Christen erfahren Druck und Gewalt vonseiten der Armee. Es wird von Morden an Christen berichtet. Die Vereinten Nationen haben festgestellt, dass sich die Opiumproduktion in Myanmar seit dem Militärputsch vom Februar 2021 fast verdoppelt hat. Gleichzeitig sind gesetzlose Zonen laut einem Bericht des United States Institute of Peace auch Brennpunkte für Menschenhandel und organisierte Kriminalität. Diese Zonen befinden sich hauptsächlich in den abgelegenen und grenznahen Regionen Myanmars, in denen viele christliche Minderheiten leben.

Protestanten machen fast zwei Drittel aller Christen aus. Die Myanmar Baptist Convention schätzt ihre Mitgliederzahl auf etwa 1,6 Millionen Christen, von denen viele zum Volk der Karen, Kachin und Chin gehören. Die Zahl der Katholiken ist geringer, aber es gibt Schätzungen von bis zu einer Million. Es gibt jedoch keinen starken überkonfessionellen Verband unter den Christen; in kontroversen Fragen und in Bezug auf die (Verfolgungs-)Situation im Land sind ihre Reaktionen nicht einheitlich.

Weltanschauungen Anhänger %
Christen 4.479.000 8,0
Muslime 2.032.000 3,7
Hindus 936.000 1,7
Buddhisten 42.103.000 75,6
Anhänger ethnischer Religionen 4.792.000 8,6
Juden 31 < 0,1
Bahai 90.100 0,2
Atheisten 21.800 < 0,1
Agnostiker 253.000 0,5
Andere 956.910 1,7

2. Gibt es regionale Unterschiede?

Was die Schwierigkeiten für Christen im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2024 betrifft, so hat sich der Konflikt sowohl in Gebieten mit einer christlichen Mehrheit (wie dem Chin-Staat) als auch in Gebieten mit bedeutenden christlichen Minderheiten verschärft. Die Tatmadaw (Streitkräfte Myanmars) greifen wahllos christliche Dörfer und Kirchengebäude an, in denen manchmal Lager für Flüchtlinge oder Binnenvertriebene untergebracht sind, und töten Christen. Während die Gräueltaten im Bundesstaat Chin weitergehen, sind der Kachin-Staat im Norden und der Kayah-Staat im Südosten weitere regionale Brennpunkte. Die Kämpfe gehen weiter, und immer mehr Menschen – viele von ihnen Christen – leben in Lagern für Binnenvertriebene, von denen die meisten schon seit Jahren dort leben. Der Zugang dorthin für humanitäre Hilfe wird blockiert. Auch im benachbarten Shan-Staat, in dem es eine große christliche Minderheit gibt, gehen die Kämpfe weiter, insbesondere im Norden. Die gesetzlosen Zonen an der Grenze zu Laos und Thailand, in denen das organisierte Verbrechen blüht, befinden sich in Minderheitengebieten, in denen auch viele Christen leben.

3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Religiös motivierter Nationalismus, gemischt mit ethnisch-religiöser Feindseligkeit

60 % der Bevölkerung Myanmars sind Birmanen (Bamar). Bamar zu sein, wird damit gleichgesetzt, buddhistisch zu sein. Wer eine andere Religion hat, wird als fremd und als Bedrohung für den Staat und die nationale Einheit angesehen. Die Regierungspolitik unterstützt sogar extremistische Buddhisten wie die Gruppe Ma Ba Tha. Ein Experte für das Land berichtete, dass das Militärregime Ma-Ba-Tha-Mitglieder in der lokalen Verwaltung einsetzt.

Diktatorische Paranoia

Myanmar hat eine lange Geschichte der Herrschaft durch die Armee. Während man weder die 2015 noch die 2020 gewählte Regierung als paranoid bezeichnen kann, ist Myanmar eines der wenigen Länder, in denen die Armee fast die gesamte Macht innehat, wie der Militärputsch vom 1. Februar 2021 verdeutlicht. Ein Viertel der Parlamentssitze ist für Militärpersonal reserviert, und die Armee hat die wichtigsten Regierungsämter inne.

Organisiertes Verbrechen und Korruption

Viele der wertvollsten natürlichen Ressourcen Myanmars, wie Jade, Erze und Holz, finden sich in Staaten mit einem hohen christlichen Bevölkerungsanteil. Außerdem ist Myanmar Teil des sogenannten „Goldenen Dreiecks“, einer der Regionen Asiens mit der größten Opiumproduktion. Um die Einnahmen aus diesen lukrativen Geschäften konkurrieren häufig das Militär und aufständische Gruppen. Diejenigen, die sich der Korruption widersetzen, wie zum Beispiel Christen, riskieren Gewalt sowohl vonseiten der Aufständischen als auch durch das Militär selbst. Die gesetzlosen Zonen, die in Staaten ethnischer Minderheiten wie dem Shan-Staat und anderen an Laos und Thailand angrenzenden Staaten entstehen, sind ein weiteres Beispiel dafür, wie der Bürgerkrieg dem organisierten Verbrechen zugute kommt.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.

4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Christen aus traditionellen Kirchen

Traditionelle Kirchen sind seit Jahrzehnten dem Druck und der Gewalt der Tatmadaw ausgesetzt. Häufig geraten sie in den Sog der Konflikte zwischen Militär und extremistischen Aufständischen, wie der „Unabhängigen Armee Kachin“ (KIA), die den Kampf der Opposition unterstützt. Da es sich bei diesen Konflikten in der Regel um Separatismuskonflikte handelt, ist die Atmosphäre vielfach von einem Gefühl des Nationalismus beherrscht – Christen, die als „fremd“ angesehen werden, gehören so zu den ersten möglichen Opfern von Angriffen.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Konvertiten zum christlichen Glauben haben meist einen buddhistischen oder muslimischen Hintergrund. Sie sehen sich extremen Verletzungen ihrer Rechte durch Behörden, Familien und das soziale Umfeld ausgesetzt. Obwohl es sich bei den Rohingya um eine vorwiegend muslimische Volksgruppe handelt, gibt es unter ihnen auch christliche Konvertiten. Aufgrund des gewaltsamen Vorgehens des Militärs gegen die Rohingya waren viele gezwungen, nach Bangladesch zu fliehen. Die christlichen Rohingya werden sowohl wegen ihrer ethnischen als auch ihrer religiösen Zugehörigkeit verfolgt.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Die Rechte vieler evangelikaler und pfingstkirchlicher Gemeinden werden vor allem in ländlichen Gebieten durch ihr soziales Umfeld verletzt. In der Vergangenheit waren Evangelisationsversuche sowie die Einfuhr von christlichem Material illegal. In jüngster Zeit versucht die Regierungspolitik, den Interessen des Buddhismus auf Kosten der religiösen Minderheiten Vorrang einzuräumen.

5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Privatleben 12.2
Familienleben 10.6
Gesellschaftliches Leben 13.4
Leben im Staat 13.7
Kirchliches Leben 13
Auftreten von Gewalt 16.1

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben

Myanmars derzeitige Gesetze machen es Einzelnen schwer, ihren Glauben zu wechseln. Das Gesetz zum Religionswechsel (Teil des „Gesetzes zum Schutz von Rasse und Religion“) verlangt von Bürgern, die ihre Religion wechseln wollen, die Genehmigung eines neu eingerichteten Registrierungsgremiums für Glaubenswechsel. Dazu müssen sie sich einer Befragung unterziehen und sind verpflichtet, eine Zeit lang religiöse Studien zu betreiben. Während dieser Zeit wird ihr Antrag öffentlich ausgehängt. So soll erreicht werden, dass sie unter dem starken Druck des sozialen Umfelds ihren Antrag wieder zurückziehen. Aus diesem Grund erfolgt der Glaubenswechsel in der Regel im Geheimen. Konvertiten sind auch dem Druck ihrer Familie und ihrer Gemeinschaft ausgesetzt; sie werden manchmal verstoßen und aus dem Haus der Familie vertrieben.

Familienleben

Die Regierung unterhält weiterhin sogenannte „Na-Ta-La“-Schulen – das sind Schulen in den Grenzgebieten Myanmars zur Förderung Jugendlicher aus einheimischen Volksgruppen. Diese Schulen sind für Minderheiten attraktiv, da es Internate sind, die keine Gebühren erheben; dabei werden diese Schulen genutzt, um junge Menschen zu beeinflussen und sie in den Buddhismus einzuführen. Das Militär setzt seine Taktik der Schwächung aufständischer ethnischer Minderheiten fort, indem es Jugendliche aus diesen Minderheiten in die Drogenabhängigkeit führt. Diese Praxis betrifft auch die Christen im Kachin-Staat.

Gesellschaftliches Leben

Die Christen in Myanmar werden vom sozialen Umfeld stark unter Druck gesetzt. Sie werden oftmals wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch ausgegrenzt, was zu Armut und Schikanen führt und sie kriminellen Machenschaften ausliefert. Insbesondere die Christen, die sich in Hauskirchen versammeln, werden von kommunalen und staatlichen Behörden überwacht und unter Druck gesetzt, ihren Glauben aufzugeben. Sie werden von kommunalen Entscheidungen und gemeinschaftlich genutzten Ressourcen ausgeschlossen. Durch die Verweigerung von Baumaterialien und des Zugangs zu Trinkwasser können Christen in unsichere oder gefährliche Situationen geraten.

Angesichts des sich ausbreitenden Bürgerkrieges und der schnell wachsenden Zahl von Binnenvertriebenen und Lagern für Binnenvertriebene ist eine medizinische Versorgung und humanitäre Hilfe für Christen entweder nicht möglich, nicht erlaubt oder wird nur in minimalen Mengen geleistet. Die internationale Beobachtung (und manchmal sogar der Zugang zu den Lagern) wird blockiert. Ein Experte für das Land schrieb: „Seit dem Militärputsch im Februar 2021 hat die Regierung Überwachungstechnologien wie Gesichtserkennung, das Abhören von Telefonen, Internetzensur und Überwachung sozialer Medien eingesetzt, um Christen zu verfolgen und zu identifizieren, insbesondere diejenigen, die an Protesten teilnehmen. Nationalistische Buddhisten haben Christen gegenüber Behörden und Lokalregierungen beschuldigt, missionarisch tätig zu sein. Einige Christen werden vom Militär oder von bewaffneten Gruppen beschattet, belästigt oder bedroht, insbesondere in Konfliktgebieten mit mehrheitlich christlicher Bevölkerung.“

Leben im Staat

Abschnitt 361 der Verfassung aus dem Jahr 2008 besagt: „Die Union erkennt an, dass der Buddhismus eine besondere Stellung innehat als der Glaube, der von der großen Mehrheit der Bürger der Union praktiziert wird.“ In Abschnitt 362 wird jedoch auch die Präsenz des Christentums, des Islam, des Hinduismus und des Animismus anerkannt. Diese „besondere Stellung des Buddhismus“ wird von extremistischen Buddhisten missbraucht. Die frühere Regierung versuchte, die Unterstützung der Buddhisten zu gewinnen, indem sie den Übertritt zu anderen Religionen kontrollierte, interreligiöse Ehen verbot und Geburtenkontrollen einführte. Für den Glaubenswechsel muss (wie im Abschnitt „Privatleben“ beschrieben) eine offizielle Genehmigung eingeholt werden.

Christen werden normalerweise nur dann von Unternehmen eingestellt, wenn keine Buddhisten zur Verfügung stehen, und sie werden regelmäßig bei Beförderungen übergangen.

Im Bürgerkrieg werden christliche Entwicklungshelfer und Pastoren zunehmend beschuldigt, Anführer der Widerstandsgruppen „Bewegung zivilen Ungehorsams" (CDM) oder sogar der „People's Defence Force" (PDF) zu sein. Sie stehen in der Gefahr, von der Armee angegriffen zu werden. Ein Experte für das Land erklärte: „Christen dürfen nicht gegen die ‚Kultur und Religion‘ des Landes predigen. Dies lässt einen unglaublich weiten Interpretationsspielraum zu, so dass ein Christ aus sehr fadenscheinigen Gründen von buddhistischen Geschäftsleuten oder Politikern verfolgt werden kann. 2021 wurde die Ordination von christlichen Priestern und Pastoren, die während der CDM-Bewegung protestierten, vom staatlichen Religionsrat für ungültig erklärt, obwohl sie alle weiterhin im Dienst sind."

Kirchliches Leben

Jeder Widerspruch wird hart angegangen, insbesondere jede Kritik an der Situation der ethnischen und religiösen Minderheiten. Christliche Leiter werden häufig beschuldigt, sich dem Widerstand anzuschließen oder ihn sogar anzuführen. Trotzdem gibt es weiterhin mutige Christen, die ihre Stimme erheben. Ein Beispiel dafür ist Schwester Ann Rose Nu Tawng, die mehrmals verhaftet wurde, nachdem sie friedlich gegen die Militärjunta protestiert hatte.

Da die Kirchen im Verdacht stehen, Zentren der Opposition zu sein, werden ihre Aktivitäten vom jeweiligen lokalen Umfeld, den Behörden und insbesondere dem Militär überwacht. In einer zunehmenden Zahl von Fällen führte diese Überwachung zu Angriffen auf Kirchengebäude und Gemeindemitarbeiter sowie Pastoren, sogar bis hin zu Mord. Ein katholischer Experte sagte: „Fünf der 16 Diözesen des Landes – Loikaw, Pekhon, Hakha, Kalay und Mandalay – sind von den anhaltenden Konflikten zwischen der Armee und ethnischen Rebellengruppen betroffen, von denen einige Mitglieder verschiedenen christlichen Konfessionen angehören.“

Auch buddhistische Mönche, die mit der extremistisch-buddhistischen Gruppierung Ma Ba Tha verbunden sind, überwachen christliche Aktivitäten. Für christliche Konvertiten ist diese Art des Drucks noch schwerwiegender. Denn ihre Entdeckung kann sehr ernsthafte Folgen für sie haben – nicht nur vonseiten des sozialen Umfelds, sondern auch von der eigenen Familie.

Beispiele für Auftreten von Gewalt

  • 19. und 21. August 2023: Wie Radio Free Asia berichtet, wurden bei Luftangriffen auf das Dorf Ramthlo in der Gemeinde Falam und das Dorf Khuafo in der Gemeinde Thantlang im Bundesstaat Chin zwei Baptistenkirchen und mindestens vier Häuser von Christen absichtlich zerstört.
  • 16. Juli 2023: Soldaten des Bataillons Khalaya 274, das in Mindat stationiert ist, einer Stadt im Chin-Staat im Westen Myanmars, entführten nach einem Bericht von Radio Free Asia den Pastor Htang Kay On und drei weitere Geistliche – Chai Kay, Hon Chway und Hon Kay – aus dem nahe gelegenen Gelände der presbyterianischen christlichen Kirche im westlichen Viertel der Stadt. Während der Pastor später fliehen konnte, werden die drei Geistlichen vermisst und gelten als tot.
  • 17. Februar 2023: Wie UCA News berichtet, kündigt das Militärregime an, dass es die Schließung von 25 Lagern für Binnenvertriebene in und um Myitkina im Bundesstaat Kachin anordnen wird. Diese Lager wurden von katholischen und baptistischen Kirchen betrieben, dienten seit 2011 Binnenvertriebenen und beherbergten rund 11.000 Menschen.

6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr Platzierung Punktzahl
2024 17 79
2023 14 80
2022 12 79
2021 18 74
2020 19 73

Der Rückgang der Gesamtpunktzahl um 1,3 Punkte im Weltverfolgungsindex 2024 hat einen doppelten Grund. Der erste Grund ist, dass es in der sich ausweitenden Bürgerkriegssituation immer schwieriger wird, zuverlässige Informationen zu erhalten, insbesondere aus den vom Krieg betroffenen christlichen Minderheitengebieten. Zweitens befindet sich ein beträchtlicher Teil des Landes nicht mehr unter der Kontrolle des Militärregimes, was dazu führt, dass der Druck auf die Christen in bestimmten Bereichen etwas geringer ausfällt. Der Wert für Gewalt ist weiter um 0,7 Punkte gestiegen (nachdem er im Weltverfolgungsindex 2023 um 0,5 Punkte und im Weltverfolgungsindex 2022 um 2,9 Punkte gestiegen war), was die verheerenden Auswirkungen des wachsenden Konfliktes auf die Zivilbevölkerung im Allgemeinen und die christliche Minderheit im Besonderen verdeutlicht. Die Schwierigkeit, Informationen zu erhalten, wird auch von anderen internationalen Organisationen anerkannt und zeigt sich in der Verhaftung und Verurteilung von Reportern sowie in den landesweiten Internet- und Kommunikationssperren. Konvertiten (mit buddhistischem, muslimischem oder Stammeshintergrund) sind nach wie vor starkem Druck ausgesetzt, insbesondere vonseiten ihrer Familie und ihrer Gemeinschaft; die Situation im Bundesstaat Wa ist unverändert.

7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Der Militärputsch vom 1. Februar 2021 hat bei Frauen neue Sorgen geweckt. Insbesondere die Armee, die ihre ohnehin schon beträchtliche Machtbasis weiter ausgebaut hat, ist bekannt dafür, geschlechtsspezifische Gewalt zu verüben. Christinnen unter den Rohingya werden auch weiterhin von extremistischen Gruppen ins Visier genommen, die Berichten zufolge Frauen entführen und sie zwingen, muslimische Männer zu heiraten. Im überwiegend von Christen bewohnten Kachin-Staat werden Frauen weiterhin als „Bräute“ nach China verschleppt, wo sie männliche Erben zeugen sollen. Konvertitinnen sind außerdem von Hausarrest, Zwangsheirat, Vertreibung aus dem Elternhaus und Scheidung bedroht.

Männer

Wegen ihres Glaubens können christliche Männer ihren Arbeitsplatz verlieren, aus ihrem Dorf oder ihrer Stadt vertrieben werden oder in Zwangsarbeit geraten. Besonders schwierig ist es für christliche Männer, als Teil der Streitkräfte ihren Glauben zu praktizieren oder wenn sie von Milizen wie der Kachin Independence Army zwangsrekrutiert werden. Söhne christlicher Eltern werden in den Na-Ta-La-Schulen zu buddhistischen Mönchen erzogen – so soll verhindert werden, dass sich der christliche Glaube in der nächsten Generation ausbreitet. Männliche Konvertiten werden bedroht, verspottet und körperlich geschlagen. In der gegenwärtigen Bürgerkriegssituation laufen christliche Männer – insbesondere Jugendliche – Gefahr, automatisch als Mitglieder der Opposition und/oder der zahlreichen Milizen gegen die Junta identifiziert zu werden.

8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Die Verfolgung der muslimischen Rohingya-Minderheit wird vor dem Weltgerichtshof in Den Haag diskutiert. Auch Muslime, die nicht zu den Rohingya gehören, werden in anderen Teilen des Landes verfolgt und diskriminiert, zum Beispiel bei der Besetzung von staatlichen Stellen oder beim Militär. Manchmal weigern sich die Menschen, Eigentum an Muslime zu verkaufen; und der Bau von Moscheen ist verboten. Hindus fühlen sich manchmal auch durch die buddhistische Vorherrschaft eingeschränkt und unter Druck gesetzt, allerdings in weitaus geringerem Maße als andere religiöse Minderheiten.

9. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für Myanmar:

  • Beten Sie für diejenigen, die den Buddhismus verlassen haben, um Jesus zu folgen, dass Jesus sie stärkt, ermutigt und schützt.
  • Beten Sie um eine schnelle, friedliche Lösung für den anhaltenden Bürgerkrieg.
  • Beten Sie für die Kirche in Myanmar, dass sie inmitten von Krieg und Chaos durch ihr Gebet und ihr Zeugnis Licht ist und so Menschen Hoffnung in Jesus finden. Beten Sie dafür, dass Jesus die Christen im Glauben stärkt.
  • Beten Sie um Schutz und neue Perspektiven für die zahlreichen Christen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen mussten und jetzt in Lagern für Binnenflüchtlinge leben oder sich anderswo versteckt halten.

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