Weltverfolgungsindex 2024

Oman

Christenverfolgung im Oman

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2022 – 30. September 2023

Überblick

Im Oman gibt es zwei Gruppen von Christen: Zum einen sind das ausländische Christen und Arbeitsmigranten, zum anderen christliche Konvertiten, die sich vom Islam ab- und dem christlichen Glauben zugewandt haben und die von ihren Familien und dem sozialen Umfeld unter Druck gesetzt werden, ihren Glauben zu widerrufen. Sie werden mitunter aus ihren Arbeitsverhältnissen entlassen und aus ihrem Zuhause vertrieben; sie sehen sich mit Problemen beim Sorgerecht für die Kinder oder bei Erbschaftsangelegenheiten konfrontiert. Ausländische Muslime, die zum christlichen Glauben konvertieren, sind einem ähnlichen Druck ausgesetzt wie in ihren Heimatländern, da sie häufig in homogenen Gemeinschaften mit Ausländern und Arbeitsmigranten der gleichen nationalen oder ethnischen Herkunft zusammenleben. Ausländische Gemeinden werden toleriert, aber ihre Einrichtungen werden eingeschränkt und christliche Versammlungen werden überwacht, um zum einen politische Äußerungen zu erfassen und zum anderen festzustellen, ob omanische Staatsangehörige daran teilnehmen. Alle religiösen Organisationen müssen von den Behörden genehmigt werden.

Länderprofil als PDF

Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.

Country Dossier als PDF

Länderprofil als PDF

1. Hintergrund

Das Land wird von einem Monarchen regiert (seit Januar 2020 von Sultan Haitham bin Tariq Al Said) und als autoritär eingestuft.

Laut der christlichen Hilfsorganisation Middle East Concern legt „das Grundgesetz des Oman [...] den Islam als Staatsreligion fest, und das islamische Recht bildet die Grundlage der Gesetzgebung. Das ‚Ministerium für Stiftungen und islamische Angelegenheiten‘ regelt und überwacht religiöse Aktivitäten, einschließlich islamischer Aktivitäten [...] In Moscheen dürfen nur genehmigte Botschaften verkündet werden. [...] Nicht muslimische Gottesdienste sind nur in offiziell dafür vorgesehenen Räumlichkeiten und auf vom Sultan gestiftetem Land erlaubt. [...] Ausländische Christen genießen im Oman beträchtliche Freiheiten, vorausgesetzt, dass ihre Aktivitäten auf bestimmte Areale beschränkt bleiben und dass sie Interaktionen vermeiden, die als Missionierung von Muslimen ausgelegt werden könnten.“

Wie alle anderen Omaner und Ausländer im Land wissen auch Christen und Kirchen sehr wohl, dass ihre Online-Aktivitäten überwacht werden und dass sie es vermeiden müssen, sensible Themen in der Öffentlichkeit zu diskutieren.

Die meisten Omaner praktizieren eine Form des Islam, die fast nur im Oman vorkommt, den Ibadismus. Dieser wird als „gemäßigter Konservatismus“, einer Mischung aus Strenge und Toleranz, bezeichnet. Experten zufolge befürworten Ibaditen keine Gewalt gegen diejenigen, die den Islam verlassen. Sie neigen dazu, Christen zu tolerieren, was dazu geführt hat, dass der Oman international als ein Modell für Toleranz und Diplomatie dargestellt wird. Dennoch bleibt der Druck auf omanische christliche Konvertiten muslimischer Herkunft (und auf ausländische Christen, die das Evangelium weitergeben) sehr hoch.

Bei den meisten Christen handelt es sich um Ausländer, die vor allem in städtischen Gebieten leben und von den Philippinen, aus Indien und aus westlichen Ländern stammen.

Weltanschauungen Anhänger %
Christen 196.000 3,6
Muslime 4.859.000 89,8
Hindus 275.000 5,1
Buddhisten 32.200 0,6
Anhänger ethnischer Religionen 630 < 0,1
Bahai 14.500 0,3
Atheisten 250 < 0,1
Agnostiker 7.900 0,1
Andere 26.620 0,5

2. Gibt es regionale Unterschiede?

Die omanische Gesellschaft ist immer noch sehr stammesorientiert. Der Druck auf Christen ist in ländlichen Gebieten tendenziell höher als in städtischen Gebieten (z. B. in der Hauptstadt Maskat); auch die soziale und familiäre Kontrolle sind im Allgemeinen in ländlichen Gebieten höher, denn städtische Gebiete bieten christlichen Konvertiten die Möglichkeit, ein anonymeres Leben zu führen.

3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Islamische Unterdrückung

Christliche Konvertiten mit omanisch-muslimischem Hintergrund werden am stärksten von ihrer Familie unter Druck gesetzt, denn die Hinwendung zum christlichen Glauben gilt als Verletzung der Familienehre. Diesen Christen droht die Vertreibung aus ihren Familien. Bei christlichen Konvertiten muslimischer Herkunft, die aus anderen Ländern stammen (z. B. aus Pakistan oder Ländern der Levante), kommt es oft auf die Reaktion ihres sozialen Umfelds im Oman an. Solange sie keine Unruhe stiften, haben sie von der omanischen Regierung wenig zu befürchten. Jedoch werden sie womöglich von ihren omanischen Arbeitgebern entlassen, was eine Abschiebung zur Folge hätte, wenn sie keine andere Arbeit finden. Der Glaubenswechsel wird von der Regierung nicht anerkannt. Omanische christliche Konvertiten werden von Beamten verhört und aufgefordert, nicht mehr an christlichen Treffen teilzunehmen. Außerdem stehen sie vor rechtlichen Problemen und ihnen wird gedroht, dass sie ihre Arbeit und ihr Zuhause verlieren. Missionierung ist gesetzlich verboten und wird strafrechtlich verfolgt. Es wurden zwar keine Christen offiziell wegen Missionierung belangt, aber einige wurden in den vergangenen Jahren ohne ordentliches Verfahren des Landes verwiesen.

Unterdrückung durch den Clan oder Stamm

Stammeswerte werden mit islamischen Werten vermischt; Omaner zu sein bedeutet, Muslim zu sein. Die Abkehr vom Glauben ist eine Schande für die Familie und die Gesellschaft. Christliche Konvertiten laufen Gefahr, ausgegrenzt oder massiv unter Druck gesetzt zu werden, zum Islam zurückzukehren.

Diktatorische Paranoia

Die US-amerikanische Nichtregierungsorganisation Freedom House stuft das Land als nicht frei ein und stellt fest: „Das Regime schränkt praktisch alle politischen Rechte und bürgerlichen Freiheiten ein und verhängt strafrechtliche Sanktionen für Kritik und abweichende Meinungen.“ Auch die Medien sind Schikanen und Einschüchterungen ausgesetzt. In dieser Hinsicht hat sich der Druck auf die Christen unter dem neuen Sultan weiter verstärkt. Dabei wenden die meisten Christen eine strenge Selbstzensur an, um dem Vorwurf der Missionierung oder der Regierungskritik zu entgehen.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.

4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Ausländische Christen und Arbeitsmigranten

Es gibt mehrere ausländische Gemeinden (darunter römisch-katholische, orthodoxe und protestantische), die sich hauptsächlich in städtischen Gebieten wie Maskat und Suhar im Norden und Salala im Süden befinden. Ihre Einrichtungen sind eingeschränkt, um omanischen Staatsangehörigen keinen Anstoß zu geben.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Christliche Konvertiten muslimischer Herkunft stehen in der Gefahr, von ihrer Familie und der Gesellschaft isoliert und unter Druck gesetzt zu werden, ihrem Glauben abzuschwören. Sie verlieren mitunter auch das Sorgerecht für ihre Kinder, da das Gesetz einem Vater, der den Islam verlässt, verbietet, die elterlichen Rechte an seinen Kindern zu behalten.

5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Privatleben 14.3
Familienleben 14
Gesellschaftliches Leben 10.6
Leben im Staat 13.3
Kirchliches Leben 14
Auftreten von Gewalt 3.1

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben

Ausländische Christen, die öffentlich über den christlichen Glauben sprechen, werden womöglich der Missionierung beschuldigt, was zur Abschiebung führen kann. Der Oman ist eines der wenigen Länder mit dem Islam als Staatsreligion, in denen der Glaubenswechsel kein Verbrechen ist, solange er nicht öffentlich gemacht wird. Angesichts der Stammeskultur wird ein Christ muslimischer Herkunft jedoch geächtet und verliert jede soziale Sicherheit, die normalerweise die Familie bietet.

Familienleben

Alle Kinder, die omanische Eltern haben, gelten als Muslime, einschließlich der Kinder christlicher Konvertiten. Eine Befreiung vom obligatorischen Islamunterricht an staatlichen Schulen ist für nicht muslimische Kinder unmöglich. Ein zum christlichen Glauben konvertierter Ehemann verliert bei einer Scheidung sein Sorgerecht für die Kinder. Für eine konvertierte Ehefrau wäre das nicht anders, aber Frauen haben normalerweise ohnehin kein Sorgerecht.

Gesellschaftliches Leben

Christen, insbesondere christliche Konvertiten und Ausländer, die im Verdacht der Missionierung stehen, werden von der Regierung überwacht. Das soziale Umfeld beobachtet sie und informiert die Sicherheitsdienste über „verdächtige Umstände“ oder Abweichungen von den gesellschaftlichen Normen. Sie werden gegebenenfalls von der Polizei schikaniert oder verhört. In einer Stammesgesellschaft wie dem Oman wird eine Arbeitsstelle üblicherweise über (familiäre) Beziehungen vermittelt, und wer als Omaner dafür bekannt ist, christlicher Konvertit zu sein, steht vor großen Herausforderungen bei der Suche nach einem Arbeitsplatz. Christliche Arbeitsmigranten werden mitunter diskriminiert, und obwohl Rassismus der dominierende Grund für die Diskriminierung ist, stellt ihr christlicher Glaube in dieser Hinsicht eine zusätzliche Angriffsfläche dar.

Leben im Staat

Die Verfassung des Oman (Artikel 28) garantiert die „Freiheit zur Ausübung religiöser Riten“, aber nur unter der Bedingung, dass sie „nicht [...] den Sitten widersprechen“. Das bedeutet, dass es letztlich keine Freiheit gibt, vom Islam zum christlichen Glauben zu konvertieren. Christen bemühen sich, politisch unauffällig zu bleiben, um keine feindselige Reaktion der Regierung zu provozieren. Nur christliche Organisationen mit einem klaren Nutzen für die omanische Gesellschaft, wie beispielsweise Betreiber von Krankenhäusern, sind erwünscht.

Kirchliches Leben

Die Kirchen und Gemeinden üben Selbstzensur und achten darauf, keine öffentlichen Veranstaltungen zu organisieren oder große Mengen an christlichen Schriften zu drucken, weil dies als Missionierungsversuch interpretiert werden könnte. Die Regierung würde aller Wahrscheinlichkeit nach gegen jede Kirche vorgehen, die christliche Konvertiten integriert. Die Veröffentlichung, der Import und die Verbreitung von religiösem Material sind stark reguliert. Die Kirchen dürfen keine eigenen Kanäle für den Import von Bibeln mehr nutzen.

Beispiele für Auftreten von Gewalt

Aus Sicherheitsgründen können keine konkreten Beispiele genannt werden.

6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr Platzierung Punktzahl
2024 31 69
2023 47 65
2022 36 66
2021 44 63
2020 42 62

Die Gesamtwertung des Oman auf dem Weltverfolgungsindex 2024 ist um vier Punkte angestiegen. Dies ist auf eine Zunahme der Gewalt (von 0,6 Punkten im Vorjahr auf nun 3,1 Punkte) und auf einen Anstieg des Drucks vor allem im Bereich des kirchlichen Lebens zurückzuführen. Auslöser dafür waren mehrere Vorfälle unter christlichen Konvertiten.

7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Frauen befinden sich in der konservativen Gesellschaft des Oman, in der Väter, Ehemänner und männliche Vormünder ihr Leben maßgeblich bestimmen, in einer schwachen Position. Sie haben in der Gesellschaft kein Mitspracherecht, daher wird von ihnen auch nicht erwartet, dass sie eine eigene religiöse Meinung haben. Für Frauen ist es äußerst schwierig, den christlichen Glauben anzunehmen, da sie mit Hausarrest rechnen müssen und von anderen Christen isoliert werden. Unverheiratete christliche Konvertitinnen können zudem unter Druck gesetzt werden, einen Muslim zu heiraten. So sollen sie zur Rückkehr zum Islam gezwungen werden. Hausmädchen, von denen viele christliche Arbeitsmigrantinnen sind, werden sexuell missbraucht und wie Sklavinnen behandelt.

Männer

Für muslimische Männer ist es im Oman sehr schwierig, den christlichen Glauben anzunehmen. Männliche Konvertiten muslimischer Herkunft riskieren die soziale Ächtung durch ihre Familien und das soziale Umfeld. So verlieren sie den finanziellen Rückhalt ihrer Familien und die notwendigen Verbindungen, um in der netzwerkbasierten Gesellschaft des Oman einen Arbeitsplatz zu finden oder zu behalten. Dies wirkt sich auf von ihnen abhängige Familienmitglieder aus, da Männer traditionell die Ernährer der Familie sind. Wenn ein Konvertit verheiratet ist, verliert er das Sorgerecht für seine Kinder und kann auch geschieden werden. Außerdem werden männliche Konvertiten muslimischer Herkunft mitunter aus ihrem Zuhause vertrieben, was sie in eine äußerst schwierige Lage bringt.

8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Hindus, Buddhisten und nicht ibaditische Muslime können ihren Glauben relativ frei ausüben. Das US-Außenministerium stellt im Bericht zur internationalen Religionsfreiheit in Bezug auf den Oman im Jahr 2022 fest, dass sich andere nicht muslimische Gruppen relativ frei in ausgewiesenen Bereichen versammeln können. Es bleibt aber ein Problem, dass diese Bereiche überfüllt sind und diese anderen nicht muslimischen Gruppen sich daher auch weiterhin an privaten Orten treffen, obwohl dies offiziell verboten ist. Darüber hinaus haben sie Schwierigkeiten, sich bei der Regierung registrieren zu lassen, da es den Verfahren an Transparenz mangelt. Dem Bericht zufolge müssen alle Imame von der Regierung lizenziert werden, und Moscheen dürfen keine Imame ohne Lizenz predigen lassen. Alle lizenzierten Imame „müssen ihre Predigten innerhalb ‚politisch und gesellschaftlich akzeptabler‘ Parameter halten“. Die Regierung führte diese Maßnahmen ein, um zu verhindern, dass Unzufriedenheit über die politischen Verhältnisse in den Moscheen zum Ausdruck kommt.

Atheismus wird im Oman mit Misstrauen betrachtet. Im Mai 2022 während eines zweitägigen Symposiums an der Sultan-Qabus-Universität mit dem Titel „Atheismus und das Vertrauen in den Monotheismus“ wurde der Atheismus als „verhaltenspsychologische Störung“ bezeichnet. An der Veranstaltung nahmen hochrangige (religiöse) Vertreter teil, darunter der Großmufti.

9. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für den Oman:

  • Sehr viele Christen im Oman kommen aus anderen Ländern und arbeiten als Gastarbeiter. Beten Sie für diese Christen, dass sie eine Glaubensgemeinschaft finden und wissen, dass sie nicht allein sind.
  • Bitten Sie Gott, die Herzen des Sultans Haitham bin Tariq Al Said und der anderen Führungspersonen des Oman zu verändern. Wir wissen, dass Gott alles tun kann – er kann auch das mächtige Regierungsoberhaupt Omans mit der Hoffnung des Evangeliums erreichen.
  • Wenn ein omanischer Muslim zu Jesus Christus findet, kann es ihn oder sie alles kosten. Bitten Sie Gott, diese christlichen Konvertiten zu bewahren und andere Christen zu ihnen zu führen, die ihnen helfen, im Glauben zu wachsen.
  • Bitten sie Jesus, auch den Familienmitgliedern von christlichen Konvertiten zu begegnen, damit die Familien nicht entzweit werden, sondern gemeinsam Jesus nachfolgen.

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